der 18. januar 2021
war endlich mal wieder ein wintertag, ein leiser zwar nur aber immerhin: als am morgen kurz vor 4 zu meinem zug ich ging fror ich trotz doppelter jacke ein wenig und als ich losfuhr mit dem gefährt blies nasser kalter wind schneesturmähnliches so stark gegen die frontscheibe, dass der scheibenwischer in maximalleistung es nicht wirklich schaffte, klare sicht mir zu bringen. man stelle sich vor: eine dunkle nacht, erhellt vom fernlicht eines 100kmh fahrenden schienenfahrzeugs, ein starker lichtkegel doch eng begrenzt auf seinen zweck, dazu ein heftiges schneeregentreiben genau ihm entgegen: wie raumschiffzerstörungsdrohende meteoritenschauer aus scififilmen krächten matschschneeflocken mir brutalst in die fresse hätte ich denn keine scheibe… aber die hab ich ja numa! hurra!
es blieb das wetter so den ganzen tag, auch bis zu meiner rückkehr. heller wurds, doch blieb es kalt: eis lag auf den stillen wassern des landes, nur dünn zwar, aber doch wohl so fest, dass scheinbar alle silbernen weissen reiher spontan sich trafen an einzig eisfreier stelle der gegend, dem fliessenden wasser des wallensteingrabens.
bei moidentin fliesst der durch wilden wald, scheint überdacht vom gehölz, wie ein tunnel fast. und genau da waren all die reiher weiss strahlendes gewimmel im braun der flussufervegetation. nie habe ich eine solche menge dieser wunderschönen langhälse versammelt gesehen wie jetzt hier um 12uhr22 als vorbei ich rasen musste. und verdammt: ausgerechnet an diesem tag kann ich nicht feierabend haben, als meine schicht beendet ist in wismar, ausgerechnet an diesem tag muss ich wieder zurück mit meinem zug und kann nicht schnell in die zweitwohnung, meinen fotoappartat holen und in moidentin aussteigen und versuchen, mich ranzupirschen an diese grandiose versammlung in so optimalem fotografierrevier mit so phantastischer deckung! ausgerechnet an diesem tag will ich unbedingt zu meiner frau!
“nicole, hast du grade die silberreiher gesehen?” frage ich über zugfunk meine wundervolle zugbegleiterin auf dem hinteren führerstand.
“nee, hab grade abrechnung gemacht.”
“ohh schade! das war so schön!”
als am bahnsteig in wismar wir uns dann verabschieden bin ich immer noch völlig aufgeregt und klage ihr mein leid ob der verpassten chance: “son mist, dass ich keine zeit hab! und keinen fotoapparat! nur das diensthandy. wenn die vögel noch da sind, versuch ich´s damit. besser, als nichts”
“mach doch ´n video. das wird besser aus´m fahrenden zug.” behauptet sie.
“echt? wie geht das, hab ich noch nie gemacht, mag ich nicht…”
sie zeigt mir, wie man´s macht und grob 70minuten nach entdeckung des silberreiherschwarms videoe ich ihn 18sekunden lang:
“und” sagt sie “letztes jahr war´n die auch schon da, da hab ich sie am mühlenteich gesehen.”
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ich habe den link zu diesem artikel hier an meinen freund wolf spillner geschickt
und dies war seine antwort.
vielen dank dafür