WL-WLOW


bahnanlagen sind hier in deutschland in vielen gesetzen und verordnungen definiert, alles ist geregelt, vorgeschrieben und angeornet. nicht alles ist erklärt…aber das meiste schon.
so hat denn jede strecke einen definierten anfang und auch ein solches ende, und die kilometer ihres verlaufes sind gezählt und durch tafeln an ihrem rand auch deutlich sichtbar angezeigt. meist alle 200meter. da stehen dann zahlen in drei reihen untereinander drauf: oben gross der kilometer, darunter genausogross der hektometer, also das entsprechende hundertfache der grundeinheit meter.
also wenn auf einer solchen tafel oben zb 34 steht und darunter 6 ist damit der kilometer 34,6 bezeichnet, der meter 34600. ganz einfach
und in der dritten zeile stehen drei zahlen sehr klein geschrieben, man kann sie eigentlich erst erkennen, wenn man dicht davor steht. diese bezeichnen den ganz genauen standort der hektometertafeln benamten tafeln.
wenn also unter der 34 und der 6 zb 525 steht dann befinden wir uns nicht am streckenmeter 34600 sondern am meter 34525.
und im streckenkilometer 34,6.
und manche tafeln sind schmaler als die meisten und da steht dann immer nur eine zahl pro zeile… alles klar geregelt und definiert.

jaa, und manchmal werden strecken umgebaut und abgebaut und neu wieder hingebaut und allsowas und danach stellt man dann manchmal fest, dass die strecke plötzlich länger oder auch kürzer ist, als sie vorher war und dann stimmen die mühevoll aufgestellten hektometertafeln plötzlich nicht mehr mit den tatsachen überein…böse falle!
aber auf den tafeln ist ja noch platz! und so kann man einfach noch was dazuschreiben….und malt ein “+” davor, wenns mehr geworden ist.
und sowas ist auch zwischen lüblow und ludwigslust passiert: die streckenkilometertafel 34,6 gibt es 6mal. alle hundertmeter steht abwechselnd eine links und eine rechts vom strang, jeweils +100 raufgeschrieben: 34,6; 34,6 +100; 34,6 +200, 34,6 +300… und da hab ich mich gefragt, warum das wohl so ist und rausgekriegt, dass die einfahrt in den bahnhof ludwigslust mal völlig anders verlief, als sie jetzt das tut. und wollte gerne wissen, ob man noch erkennen kann, wie.

im internet fand ich einen gleisplan von 1953 und schrieb dem einsteller des selben eine elektronische post, ob er mir den schicken könnte. und er schickte! vielen dank dafür!!: http://www.norbert-weise.de/:

auf dem plan deutlich zu erkennen ist, wo meine suche denn beginnen müsste: nämlich genau da, wo mein weg gleich nachdem er angekommen das bahnhofsgelände zwischen zwei andreaskreuzen über ein einzelnes vom hauptstrang sich wegbiegendes gleis mit einem prellbock am ende wieder verlässt. man denke sich den prellbock weg und das sich wegbiegende gleis nicht durch ihn beendet und folge dem.
vor gar nicht langer zeit war alles wild verwachsen dort, dann aber hat jemand viel planiert und gebaggert und hergerichtet, sodass es anfangs sehr leicht ist, des alten gleises pfad zu folgen. vielleicht erklärt sich mir auch irgendwann das planiere und gebaggere, noch aber ist das nicht so.
deutlich sind spuren vergangener bahnaler nutzung zu erkennen: ein alter hektometerstein (ja damals war´n die noch massiv und für die ewigkeit…und keine tafeln), alte laternen, ein wunderbar umgebautes altes streckenhaus und tonnenweise schotter, hier teilweise zu haufen zusammengeschoben, finden sich peripher zum gedachten verlängerten wegbiegenden gleis. und auch deutlich zu erkennen ist, wo der bogen wieder zu einer geraden wurde. nach paarhundert metern hat der planierer, baggerer und herrichter seine arbeit beendet und die immer noch gut erkennbare alte trasse verschwindet mehr und mehr im pflanzlichen bewuchs ludwigsluster gemeinderands.

bis zu einer kreuzenden strasse ist die alte wegung eindeutig, danach dann aber nichts mehr von ihr zu sehen: hier hat jemand wirklich gründlich aufgeräumt: kein einziger schotterstein findet sich hier mehr und auch am bewuchs lässt sich nicht eindeutig der weitere verlauf der alten strecke festmachen. also gehe ich, so gut es geht, in verlängerung der vorhin erkannten marker einfach immer gradeaus…durch wald, nochmal über eine strasse, an waldrand entlang und schliesslich wieder durch wald.
an einem wenig baumbestandenen heideartigen wegstück merke ich kurz wieder deutlich den kalten westwind, diesmal aber am anderen ohr – ich gehe ja schliesslich auch andersrum…
ein fuchs erscheint wie aus dem nichts direkt vor mir und scheint mich nicht zu bemerken! wohl auch des windes wegen…ich kann ein foto machen, bevor er wieder dahin verschwindet, wo er herkam: unsichtbarkeit! aber die kamera hat nicht ihn sondern gräsernen bewuchs vor ihm fokussiert und so hab ich denn doch kein foto…ging zu schnell. schade.
und der wald wird dichter und der weg komplizierter: es liegen viele gestürzte bäume rum, über die ich rüber muss, weg ist gar nicht mehr da…aber immer weiter geradeaus kämpfe ich mich und treffe dann tatsächlich wieder auf den schienernen hauptweg, genau da, wo dieser jetzt in einen bogen sich biegt, genau da, wo er genau das damals nicht tat, genau an der hektometertafel mit der aufschrift 34 6 +600! genau da, wo ich auf ihn treffen wollte!
prima!
und zur gleichen zeit kommt auch der kollegenzug an dieser stelle vorbei, der vor dem, den ich zu kriegen mir vorgenommen habe. was bedeutet, dass ich für die letzten 5,6km noch zwei stunden zeit habe.

ein weg ist zwar nicht vorhanden, aber es geht sich trotzdem sehr bequem, nach einem kurzen stück frisch gepflügtem, in glatten treckerspuren parallel zum gleis. einen kleinen schlenker fuhr der spurenmacher da, wo direkt am gleis mal ein gebäude stand, von dem jetzt nur noch überwucherte grundmauerreste zu erkennen sind. in dunklen zeiten zweigte an dieser stelle ein gleis ab zum kz wöbbelin von dem heute wohl noch massengräber erhalten sind, wohin den wegweiser ich vor ein paar stunden noch erwähnenswert fand, auf dem hinweg nach ludwigslust, wie der aufmerksame leser sich sicher unschwer erinnert…
und ich überquere noch einmal die beck und werfe einen blick auf den hügel mit den drei kreuzen und dem verfallenen jägeransitz und mache dann eine pause im gegenüber des kleinen waldes, in dem das geweih ich fand, auf dem weg, der verschwindet, weil sein übergang über die bahn nicht mehr ist…auf dieser seite ist von ihm noch weniger da, als auf der jenseitigen, aber der platz ist ein sehr schöner zum lagern oder pausieren. auf dem ü40-hocker warte ich bei wasser und zigarette auf den letzten gegenzug dieses ausflugs, mache ein foto von ihm und mich dann auf den letzten abschnitt selbigens. es wird noch einmal anstrengend, weil der bauer schneller war, als ich und sein feld schon für die aussaat gepflügt hat…

ja! endlich wieder ein richtiger weg: die beiden kilometer bis zum heimreisezug habe ich “festen boden” unter mir, aber schnell dunkel werdenden himmel darüber…und arschkalten wind am linken ohr. der himmel schickt hagel! knapp 10minuten lang und ich bin mal wieder nass bis aufs hemd und friere kurz ganz schön heftig. aber dann is wieder gut, sonne kommt durch, wärmt ganz schnell und der kollegenzug ist pünktlich.

und als ich um 14:37uhr pünktlich aussteige ist sie beendet meine wanderung von lüblow nach ludwigslust nach lüblow

>>>>>>>>>> weiter am strang lang: von ludwigslust nach grabow >>>>>>>>>>

 

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