bieheintbue-ro

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ein junger mann, wohl der juniorchef steht am steg und wartet auf mich, zeigt mir, wo ich hin muss und zieht mit mir zusammen das boot aus der reise. ende. schade. nur zwei tage und nächte, aber so schön! und ich muss wohl lange davon zehren: keine ahnung, wann ich mal wieder dazu komme, diesen meinen lieblingsfluss zu bereisen. scheiss neue welt, scheiss 8stundentag, scheiss moderne! ständig entwickeln wir dinge, die uns das leben leichter machen sollen, aber eigentlich schaffen wir nur überflüssigen müll, um den wir uns kümmern müssen. und die kassierer lachen sich kaputt und kaufen sich ´ne neue yacht, obwohl sie eigentlich seekrank sind. und nicht schwimmen können.
nun denn, der junge mann betrachtet “mein” boot ganz genau: “wusste gar nicht, dass uwe so kleine boote hat. und so stabil sieht das auch nicht aus! kuck ma´ da, da hat das aber schon ´n ordentlichen schlag gekriegt!” und zeigt auf eine beule im bootsrumpf, mit rissen rundherum. is´ mir bis dato nicht aufgefallen. “unsere boote sind dreilagig beschichtet, damit passiert sowas nicht, die kriegst du nicht kaputt!”
aber will ich doch auch gar nicht!
“und, wie war´s?”
“einfach nur geil!”
“und der wind, hat ja ordentlich geblasen?”
“tja, das war dann sport. hat gut getan!”
ein älterer mann kommt vorbei:
“was is´n das hier? is´doch viel zu kalt und zu windig! hast du etwa draussen geschlafen?”
“ja, war schön..”
“brrrrrrrrrrrrrr, ich könnt´ das nicht!!
muss er ja auch nicht. und weg ist er wieder.
ich erzähle ein wenig von der tour, vom nachtlager unter der autobahn, vom nervenden schwaan und vom mink.
der junge mann holt sein telefon aus der tasche und zeigt mir ein foto von genau so einem tier und einen stapel am ufer liegendes: “genau da hab´ ich den fotografiert!” schönes bild vom östlichen eindringling. “der hat mich ganz schön angefaucht, iss aber nich´ abgehau´n!”
ich packe meine sachen zusammen, schraube den hocker auseinander und frage: “habt ihr vielleicht ´n schlauch wasser, zum abspritzen?”
“abspritzen???”
“naja, boot sauber machen…?”
das scheint nicht üblich zu sein. und er gibt mir einen schwamm.
ich putze, so gut wie´s geht und sage tschüss zum gefährt…und warte auf den kanumann aus bützow.
wohl ´ne halbe stunde, dann ist sie wieder da, die mecklenburger männerhand: “moin! alles gut?”
“alles gut!”
“na dann, pack an!”
und ich pack an und wir zusammen “mein” boot auf den blauen bus.
“du, da is so´ne delle im boot, war ich aber nicht.”
“ich weiss, das is´vom sturm.”
ja richtig! da war ja dieser “hurrican” der bützow verwüstet hat und die stadt bekannt gemacht im katastrophengeilen deutschen fernsehen.
“ahja, hat dich der sturm auch getroffen, erzähl ma!”
“naja, ging bisschen was kaputt, aber das meiste konnte ich selbst wieder regeln. nur die bäume auf dem platz, die fehlen jetzt, kein schatten mehr, das ist ärgerlich!
aber ansonsten war dieser sturm wohl das beste, was der stadt seit langem passiert ist: jetzt ha´m alle neue dächer auf ihren häusern, hätte sich sonst keiner leisten können.”
und mir fällt spontan ein, dass mir schon oft in gegenden, wo naturgewalten zugeschlagen haben, an der oder, an der elbe…fast alle häuser aussahen, als ob sie grade neu gebaut wurden…da scheint das so verschrieene deutsche versicherungssystem wohl doch besser zu sein, als sein ruf.
“´n paar leute haben alles verloren, die, die sich die versicherung nicht leisten konnten, aber die meisten reiben sich die hände!”

“achja, da is´ nochwas: irgendwer hat die querleiste hinter dem frontsitz im boot ausgebaut, ich war das aber nicht!”
“nee, das war ich: ich hab´doch deinen bericht gelesen…”
wow, das trifft! da liest doch jemand, was ich so schreibe…aber wenn er das schon tut, könnte er ja auch mal einen kommentar schreiben, geht auf jeder seite! aber ich weiss, der mecklenburger ist mehr ein mann der tat, nicht des wortes…oder eine frau.
wie selbstverständlich packt der kanumann auch mein gepäck in seinen bus und ich frage ihn, wo er denn mit mir noch hinwill.
“wo musst du denn hin?”
“ich muss jetzt nach fulgenkoppel, also nach doberan.”
“naja, das ist nicht wirklich meine richtung, aber zum bahnhof darf ich dich doch wohl noch bringen, oder?”
ja, da kann ich nicht nein sagen.
“aber ´n augenblick musst du noch warten: wenn ich schon mal hier bin, muss ich noch ein wenig mit meinem alten kumpel quatschen, das muss sein!”
“ja klar, kein problem, versteh´ ich gut, macht mir nix aus”
geht los und kommt ´ne minute später wieder zurück: “komm mit rein, wir trinken noch ´n kaffe zusammen!”
und ich komm´ mit rein und wir trinken noch ´n kaffe zusammen. ´n verdammt starken türkischen.
der alte kumpel ist der, der vorhin “brrrrrrrrrrrr” gesagt hat und ein verdammt lustiger zeitgenosse mit russischer(?) frau und spannenden zukunftsplänen: “zwei jahre mach´ich das hier noch, dann kann sich junior um alles kümmern und ich mach auf mauritius touristenführer…” und er erzählt auch noch von russischen freudenfrauen, die in der nachbarschaft ihre wohnwagen aufstellen wollten und dabei hilfe brauchten: “na klar helf´ ich, aber dafür darf ich der erste sein! für´n halben preis!” und er hilft. und ist der erste. zum kaffe spendiert er geleebananen und ich bin sehr erfreut, ein weiteres mecklenburger urgestein kennengelernt zu haben.
und dann bringt herr westphal mich zum bahnhof und der abschied fällt schwer…bis zum nächsten mal!
ich kaufe meine fahrkarte und habe plötzlich heftig hunger und entdecke einen bockwurststand: “was habt ihr denn für senf?”
“bautzener”
“dann will ich zwei mit brötchen und gaaaaanz viel senf”
krieg´ ich.
und dann sitze ich auf dem bahnsteig und geniesse mein frühstück und der wind schlägt noch einmal richtig zu: er schmeisst meine bockwurstpappe mit dem riesenvielen senf auf den bahnsteig! pappe oben!
schuft!

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