ich war schon spät dran
, hatte schon ein paar minuten verspätung, als ich in glöwen anhielt. grade will ich die türen schliessen als es an mein seitenfenster klopft, das ich, freundlich und kundenorientiert wie ich bin, öffne. ein bärtiger junger mann streckt mir einen zettel entgegen, wortlos. ich nehme und lese ihn:
“Der Überbringer dieses Zettels, Herr … hat am Zug, der vor diesem hier (also vor zwei Stunden) in Glöwen hielt einer jungen Frau mit Kinderwagen beim Aussteigen aus dem Zug geholfen. Aber leider schaffte er es nicht mehr, in den Zug wieder einzusteigen, weil die Türen geschlossen wurden, während er noch auf dem Bahnsteig stand. Herr … ist auf dem Weg zum Flughafen in Berlin und kann sich auf Grund dieses Vorfalls nicht mehr ausweisen: sein Gepäck (ein großer blauer Koffer und eine schwarze kleine Tasche) sowie sein Handy und auch seine Geldbörse sind im Zug verblieben. Da Herr … kein Deutsch spricht, bitte ich Sie, ihm die nötige Hilfe zur Wiedererlangung seines Gepäcks und auch zum Erreichen seines Zieles in Berlin zu gewähren (im Rahmen Ihrer Möglichkeiten) und möchte auch noch einmal darauf hinweisen, dass Herr … nur auf Grund seiner für ihn selbstverständlichen Hilfsbereitschaft in diese unangenehme Situation geraten ist!” **
was soll ich dazu sagen ausser: “steig ein!”; und er steigt ein, nachdem er seinen zettel wiederhat und fragt: “ich rein?”
jawoll! “Steig ein! Ich muss los!”
dann rufe ich über die innenlautsprecher meine zugbegleiterin, erkläre ihr die situation und übergebe den probanden in ihre erfahrenen hände…
…und erkundige mich bei jeder weiteren gelegenheit bei ihr nach dem stand der dinge:
in breddin:
“ich hab unsere leitstelle angerufen, die haben den zugbegleiter vom vorzug informiert und der ist jetzt unterwegs auf der suche nach dem gepäck…”
in paulinenaue:
“nee, die haben nichts gefunden! das gepäck ist nicht da!”
in nauen:
“in glöwen ist keine frau mit kinderwagen ausgestiegen!”
ein fahrgast bemerkt die situation, sieht und hört die komplizierten kommunikationsversuche der begleiterin und spricht den bärtigen in ausländisch an.
und bekommt auch eine antwort.
und wendet sich dann an uns: “ich kann helfen, ich kann übersetzen!”
erfreut sollte er sein, der bärtige, einen landsmann getroffen zu haben, ist er aber irgendwie nicht… frau zugbegleiterin hingegen schon und ein klärendes gespräch entwickelt sich…
und als ich in spandau wieder dazukomme grinsen zwei der drei…einer nicht: er ist aufgeflogen!
und dabei war die idee richtig gut!
ob er sich jetzt ärgert, dass so viele leute hier in diesem land seine sprache sprechen?
und einige davon sogar unsere?
**aus dem gedächtnis wiedergegeben da das original beim probanden verblieb…