buero02

wenn man

in der hauptstadt wohnt und gerne um rostock rum zu tun haben mag ist eine kanutour ab bützow in die hafenstadt immer ein guter anfang. die bahnverbindung ist recht gut und regelmässig, der ortsansässige kanuverleiher eine spitzenkraft und der fluss bei jedem wetter wunderschön. und wenn man dann noch von seiner tochter begleitet wird kann es wohl kaum einen besseren urlaubsanfang geben…
so ist es mir ergangen vom 4. zum 6.august 016.
das war so´n richtig feines vater-tochter-ding und deshalb gibt´s hier keinen reisebericht sondern nur ein paar bilder:


aber ein bisschen was möchte ich dann doch noch erzählen, zum beispiel vom wetter: das war mal wieder ganz mecklenburgphantastisch: ständig sah es so aus, als ob gleich grosser regen kommt, aber das tat er nur einmal. diese stimmung malt immer ganz wunderbare wolken und durch die lücken dazwischen strahlt die sonne spannendste farben auf diese feine landschaft. vor allem zur dämmerung hin war es schwer, den fotoapparat aus der hand zu legen…und warm war´s auch. nicht heiss, schön! so um die 20, 22grad wohl. (am donnerstag danach war´s mittags 10grad!). es wehte manchmal wind, oft von hinten, ab kessin dann aber wie gewohnt heftig von vorn. so konnte ich den wasserturm schon wieder nicht fotografieren. aber das boot lag viel stabiler im fluss: manchmal ist es schön, wenn man einen mitreisenden hat! und dann noch so einen: ich war sehr glücklich.

ungefähr zur gleichen zeit nur ein jahr früher wuselte wildestes tierleben im fluss, am ufer, im schilf. diesmal weit weniger. wer weiss, warum? ich nicht, würd´ ich aber gern!
aber dafür wuselte umsomehr mensch! und das war nicht ganz so schön: so ziemlich alle leichten lagerplätze auf der gesamten strecke waren belegt, meist von anglern, manchmal auch von anderen. so konnten wir auch nicht beim niklot in werle anlanden weil da jemand sein zelt so hingebaut hat als wäre der steg seine terrasse. verstehe das wer will, ich kann das nicht! und leider war auch der letzte platz vor der autobahn an dem man sie nicht hört nicht frei und wir gezwungen kurz hinter ihr sie sehr gut vernehmend zu campieren. das war akustisch sehr verdriesslich. doch gab es hier unerwartet feines tierleben: liebestolle rehe in wilder jagd um unser zelt herum und ein noch junges aber nicht mehr gestreiftes wildes schwein spazierte heiter an uns vorbei, fischadler umkreisten uns, reiher beäugten uns misstrauisch…(andere wohl auch, aber die sahen wir nicht…).

wir entdeckten eine ringelnatter, die sich auf einem uferbaum sonnte und uns ziemlich dicht an sich herankommen liess, mehrere andere schwammen durch den fluss. und eisvögel sind hier wirklich nicht selten.
aber das mit abstand häufigste tier am und im fluss war die chill-ente! eigentlich stockenten, aber dermassen entspannt und unbeeindruckt vom vorbeischwimmenden boot hab´ ich die noch nie erlebt. einzig ein vor´n schnabel geworfenes stück brot liess einige sich bewegen, nicht alle.
in schwaan kürzten wir den weg durch die tonstiche voller seerosen und ohne häuser am ufer.
für einen kaffe und ein pferd fuhren wir soweit es ging die beke. ihr wasser war deutlich kühler und klarer als das der warnow in der gerade algen blühten und gut ein dutzend knapp halbmeterlange fische trieb tot auf ihr. das machte uns ein wenig traurig bis wir sahen, dass das irgendwelche lachsartigen waren und mir einfiel, dass ich vor jahren mal mit einem fischverantwortlichen weiter unten an der beke die eingesetzten meerforellen kucken durfte. also, dachten wir, die haben abgelaicht und sind danach gestorben, so wie lachse das nun mal machen.* und waren wieder froh.

und dann begegnet uns ein merkwürdig gefährt: wie ein grosser futtertrog der mittig auf paletten steht sieht es aus. an seinen langen seiten sind ausladend ruder montiert. darinnen ein breitschultriger mann auf einem lehnstuhl der es damit ganz langsam auf uns zu bewegt. eine angel steht dem ruderer gegenüber schräg an der trogwand.
auf gleicher höhe rufe ich ein “moin” hinüber, “cooles boot”.
ein weitaus älerer mann als erwartet dreht sich zu uns um: “was?”
“schönes boot”
“ja, und viel stabiler als so´n kanu! dat kippt nich um!”
und was zuerst ein wenig merkwürdig und geflicktschustert aussah entpuppt sich bei näherer betrachtung als ergebnis jahrelanger erfahrung: das gefährt ist perfekt an seinen benutzer angepasst und scheint auch sehr bequem zu sein. gebaut, um lange angeleien rückenfreundlich auszusitzen, so breit auf dem wasser, dass man getrost mal einschlafen oder den dicken hecht bändigen kann ohne zu kippen. bestimmt gibt´s da auch ein loch im boden zum pinkeln…und unterm sitz ´ne kühlbox für´s getränk.
“und, gut gefangen?”
“ach nee, ich fang´doch erst an, ich fahr jetzt noch ´n stück hoch und dann…”
es macht den eindruck, als ob er gern noch ein wenig mit uns geplaudert hätte, aber wir sind schon weit vorbei und ein “na denn, petri heil!” beendet die begegnung.
aber sie wirkt nach: auch ich würde gern weiterplaudern und werde ausschau halten nach diesem unikum wenn ich denn mal wieder in der gegend bin…

und überhaupt: die kommunikation: der mecklenburger ist ja nicht gerade als schwätzer bekannt sondern eher als brummiger schweiger (zumindest bis man sein vertrauen gewonnen hat…). auf dieser reise sind uns mehr menschen begegnet, als auf allen meinen vorherigen warnowfahrten zusammen und alle von denen, die keine touristen waren, hatten eins gemeinsam: sie kuckten grimmig! aber von diesen grimmigkuckern erwiderten fast alle mein “moin!”. und wenn´s angler waren fragte ich auch nach ihrem erfolg und alle behaupteten, keinen gehabt zu haben. wenn ich dann aber noch fragte: “aber spass hat´s gemacht?” bekam ich stets ein “JA!!!” und ein lächeln zurück.
so sindse, die fischköppe!
und so eine bootsfahrt auf dem friedlichen fluss schenkt, auch wenn man nicht allein ist, immer sehr viel zeit für die eigenen gedanken. und diesmal kam mir unter anderen folgender: ein grund, warum in fernsehsendungen über mein schönstes land der welt nur sehr sehr selten wirklich einheimische zu wort kommen ist der, dass ein sendungsmacher seinen zuschauern ja auch was bieten muss und der eingeborene nun mal nicht wirklich viel erzählt: “es is´, wie´s is´!”, “mal so, mal so!”; und nur die zugezogenen gern prahlen und jedem erzählen müssen, wie schön´s hier ist und wie toll sie sind. der mecklenburger sagt das nicht, er weiss es.
und ausnahmen bestätigen die regel, wie immer und überall! und immer mehr.

und was gab´s zu essen? ärzte sagten zum alten mann, dass er doch weniger schweinefleisch essen sollte und der kaufte drum alle vier konserven ohne selbiges, die er finden konnte, probierte die putenleberwurst und entschied darauf hin, die anderen zu verschenken. das hat nich´ geschmeckt! so gab´s denn wieder milchbrötchen mit käse (alt Mecklenburger, zünftig). und weil tochter dabei war warmes am abend: nudeln und tomatensosse. der vater fügte sich weil ihm das die gelegenheit bot, seinen geliebten snusk burk (kocher) zweietagig zu betreiben: unten die nudeln und im deckel die sosse. klappte vorzüglich und deshalb schmeckte es auch. (oder lag das vielleicht an der heimlich zugefügten salami? (vom schwein, ganz unten im rucksack..:)).
überall am fluss wächst pfefferminze in verschiedenen arten. frisch gepflückt vom töchterchen und heisses wasser drauf wurd´s ein wirklich lecker trunk, besonders der zweite aufguss.

ach ja, wir hatten ja eine mission: der von mir beim letzten flussbesuch versenkte gegengewichtskanister sollte geborgen werden! damals im april war die warnow mir zu kalt aber jetzt stieg ich hinein und suchte lange nach dem versunkenen doch fand ich ihn nicht! ich tastete den boden mit den füssen ab, soweit das ging, bis auf zehenspitzentiefe. nur einen alten reifen, sonst nix fand ich. wo isser hin?

hab ich schon erwähnt, dass viele leute unterwegs waren auf dem liebligsfluss? und das sieben davon stehpaddler war´n? was für eine schwachsinnige art der flussbefahrung! (an land heisst das nordic walking). irgendwelche muskeln besonders fördernd und absolut lächerlich aussehend. trendsport mit eigener industrie und schön bunt. scheiss kapitalistenphilosophie und scheissviele leute, die drauf reinfallen und nicht merken, wie sie verarscht werden. sie tragen sogar stolz bunte t-shirts mit dem herstellerlogo ihrer bretter und haben die tatsächlich gekauft! viel geld ausgegeben um werbung durch die gegend zu tragen! Bescheuert! eigentlich müssten sie dafür bezahlt werden, damit zu protzen! und sie merken´s nicht mal und trinken am liebsten cocacola. und bionade. und ein paddel fürs stehbrett kostet soviel wie 10kästen bier! und das brett soviel wie 50 und ist bunter sondermüll…okay, das is´n kanu auch, aber das wird auch dann noch fahren, wenn die hirnrissigkeit des stehbretts erkannt ist und selbes im schuppen vor sich hin gammelt. neben den walkingstöcken.
…is ja gut, jedem das seine…aber dämlich sieht´s aus! und was für mich den sinn einer flussbefahrung ausmacht geht diesen dingern völlig ab: entspannung, loslassen und aufatmen.

ein geschenk der warnow

*wieder zuhause recherchiert ergab sich leider was anderes: meerforellen überleben im allgemeinen das eierlegen und schwimmen danach in ihr meer zurück. und warum waren die hier tot? oder was waren das für fische?

 

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