lindow-woserin

touren : zu fuss, bus, bahn von lindow(mark) nach woserin

dieser bericht ist noch nicht fertig…aber noch besteht hoffnung, dass er´s irgendwann mal wird…

eine woche urlaub anfang februar 2013 und ein guter freund, der wandern möchte. dazu die sehnsucht nach dem seenland….und schon überlegt man, wie man in sieben tagen in selbiges wandern kann…sieben tage sind ungefähr 120km? mit wintergepäck auf dem rücken?…könnte klappen!

also sucht man einen schönen zielpunkt und zieht um diesen einen 120km grossen kreis…dann sucht man die orte, die auf diesem liegen und überlegt, welchen man am besten zum startpunkt macht.

wir entschieden uns für lindow in der mark brandenburg zumal das auf der karte so aussah als ob der bahnhof dieser stadt direkt am waldrand liegt und man theoretisch aus dem zug ins abenteuer fallen könnte…

theoretisch…

der zielpunkt war uns beiden wegen der zu erwartenden ankunftsfeier völlig klar: weitendorf.

also kompass auf die karte: marschrichtungszahl 312…und los!

ach ne, vorher packen! der wetterbericht sagt: es wird kalt und nass…also viele dicke sachen…viel zu essen…viel rum…30kilo! wird also auch ein fitnesstraining…

vor drei jahren noch nach lindow mit dem zug gefahren, mussten wir feststellen, dass das jetzt nicht mehr geht…die bahn hat die strecke stillgelegt…!

also mit dem bus ohne klo zum ort der begierde….die asphaltierte “strasse nach gühlen” gesucht und auf dieser zum namengebenden ort gewandert; dann endlich der erste waldweg!

es war schon nach 6 und damit stockdunkel: kein mond und selbst wenn: viel zu viele wolken…

mit stirnlampe beleuchtet war der weg schmal und sehr nass..links und rechts gefüllte gräben, dann aus diesen wilde lautstarke wildscheinfluchten vor uns…wir sind unterwegs! die freude ist riesig trotz der heftigen rückenlast und neuer schuhe…!

uns weit genug von jeder häuslichkeit wähnend verliessen wir dann irgendwann den weg um unser erstes lager im stirnlampenlicht in den wald zu bauen: zuerst die hocker(ü40!), dann der kocher mit dem kessel wasser für den teemitrum, dann die zelte…

am nächsten morgen dann der erste blick in die helle welt, das erste foto der reise und die erkenntnis, dass nicht richtig verschlossene zelte viel nässe in klamotten und schlafsäcke saugen!!!

morgenkaffee trinkend packten wir die nassen sachen in die rucksäcke und gingen endlich wirklich los! um 12

über eine rhinkanalbrücke kurz am ufer des gefrorenen gudelacksees vorbei an einem der unzähligen teufelseen (theorie von f (dem freund): es heissen so viele seen “teufelsee” weil im zuge der christianisierung der germanischen urvölker viele heilige orte “verteufelt” wurden; sehr beliebt auch teufelsberg, teufelsmoor, teufelsstein, teufelsschlucht…) bis nach schwanow durch kultivierten wald und durch weites feld zum glascontainer auf dem dorfplatz, vorbei am geschlossenen dorfkrug, dorfladen…zur busbude mit bank und mülleimer, dem richtigen ort für knäckebrot und jagdwurst im kunstdarm…

unterwegs nur eine kleine pause kurz nach der rhinüberquerung in lietze, ein blonder fuchs kreuzt unseren weg (ein wirklich schönes tier mit einem so noch nie gesehenen blondbraunem pelz…), das wetter ist recht angenehm mit temperaturen um 0 (wie eigentlich auf der gesamten reise) und ohne wind. bis auf ein kurzes stück asphalt durch lietze nur schön zu gehende wald-und feldwege, leicht matschig.

von schwanow dann mangels fehlender alternative auf asphalt nach braunsberg. hier finden wir den auf der karte ausgekuckten waldweg nicht (!) und laufen den asphalt weiter durch das dorf richtung binenwalde. hinter den häusern sehen wir unseren weg, können aber nicht hin weil beackertes nasses land dazwischen liegt… kurz vor binenwalde bietet sich dann ein rechter weg auf dem wir endlich zu dem gewollten kommen…2km umweg? wahrscheinlich weniger, aber gefühlt…asphalt eben!

unerwartet färbt sich der graue himmel hinter dem waldstück vor uns ins rote und lässt uns irritiert feststellen, dass es bald wieder zeit für ein lager ist…leider haben wir kein trinkwasser mehr und müssen deshalb noch zum nächsten ort um dies zu ändern.

“um gottes willen, wo wollt ihr denn hin ?” “mit dem gepäck?” “bei dem wetter?” wir beantworten die üblichen fragen wie üblich freundlich und ausweichend und wandern noch ´n knappen km mit ca. 8l zusatzgepäck in der hand über eine bundesstrasse soweit in den angrenzenden wald bis wir meinen, nicht mehr gesehen werden zu können und schlagen auch das zweite lager im stirnlampenlicht ins unterholz.

ein kiefernwirtschaftswald, aber das unterholz entfaltet sich frei und wird scheinbar nicht mehr beräumt. gute deckung also. teemitrum, erbsenfertigsuppe nudelfertigsuppe… einem eigentlich gar nicht solangem abend folgt ausgiebiges ausschlafen…wir sind hier zwar nicht auf einem wettlauf, aber dass der nächste wandertag erst um 3 (15uhr) losgeht ist schon…ungewöhnlich.

er wird dementsprechend kurz…aber er bringt uns ins bombodrom!

das wassernachfassen in basdorf bringt noch ein angenehmes gespräch über den gartenzaun. ohne wirklich festen zufahrtsweg liegt das kleine dorf wirklich sehr gemütlich mitten im wald… zumindest, seit die heide frei ist.

“der hirsch kommt bis an den gartenzaun und im september macht er richtig lärm!” …aber er hat keinen diesel, schiesst nicht und schmeisst keine granaten…

nach einem kurzen stück waldweg liegt er dann vor uns: der ehemalige truppenübungsplatz wittstock – seine grenzen deutlich abgeschildert: lebensgefahr! kampfmittel! betreten und befahren verboten!

“das is´doch nur für die versicherung !” sagt f(der freund)…trotzdem geh´n wir erstmal nicht den direkten weg gradeaus einfach rein…sondern ein stück an den schildern – gegenüber ein mit stacheldraht eingezäunter kleiner see (…das wird ja ´ne schöne giftbrühe sein!)- den randweg nördlich.

aber nur kurz! unser weg führt nun mal da durch! marschrichtung 312! also… augen auf! und durch.

in eigener sache:
wanderungen wie diese hier sind in deutschland nach aktueller gesetzeslage nicht ohne verstöße gegen selbige durchführbar! (zelten im wald, feuer im wald (dazu zählt auch der spirituskocher und die zigarette)…)
das, was jetzt kommt ist allerdings nicht nur verboten sondern auch gefährlich ! und kann auch nichtmateriell richtig teuer werden !

hinter den schildern ändert sich erstmal nichts: aufgeräumter kiefernwald links und rechts vom angenehmen waldweg. dann wird das unterholz dichter und irgendwann ist der wald nicht mehr aufgeräumt sondern frei gewachsener mischwald mit schönen alten eichen und buchen, dazwischen immer wieder panzerkuhlen und aufschüttungen aus militärischer vergangenheit. ein prächtiger rothirsch steht plötzlich vor uns auf dem weg – leider zu weit weg zum fotografieren. sieht uns und verschwindet im wald… hinter ihm noch drei weitere, etwas kleiner.

wir verlassen den weg ins weglose hinterland und schlagen auf einer lichtung an einer der panzerkuhlen das lager auf, erstmals nicht in völliger dunkelheit.

die kommt erst, als die zelte stehen…und wir anfangen, holz für das erste feuer der tour zu sammeln. seit beginn der reise wartet ein kilo gullaschfleisch im rucksack auf sein ende und das ist heute.

als das feuer brennt, fängt es an zu schneien! richtig viel richtig matschiger schnee – nach kurzer zeit sind die zelte als weisse hügel in der landschaft verschwunden. herrlich!

beim einschlagen der astgabel für den wasserkessel in den waldboden gibt es in geringer tiefe undruchdringbaren widerstand… “bestimmt ´ne alte granate!”

bei recherchen nach der reise erfahren wir von “…mindestens anderthalb Millionen Einheiten nicht detonierter Munition…” auf dem gelände und finden diesen scherz irgendwie gar nicht mehr so lustig.

es wird ein wunderbarer lagerabend mit echt lecker essen und obligatorischem tee…

am feuer im schnee im bombodrom.

am nächsten morgen klingelt der wecker um sieben…um acht steh´ich auf um ein wenig fotografierend durch den wald zu schleichen. aber es wird leider nichts mit den erhofften tierbildern…aber schön anzusehen ist die gegend schon… so unter dem schnee von gestern. von den zelten ist er abgetaut und beim einpacken gibt er auf die ohnehin schon feuchten materialien noch einen drauf. als ich das zelt in seinen sack zwänge kommt es mir doppeltsoschwer vor wie beim letzten mal…

wir brauchen zwischen aufwachen und aufbrechen immer sehr viel zeit: aus dem sack in die klamotten… morgenurin… schuhe zumachen, morgenkaffee, morgenkaffee, morgentee… morgensuppe, morgenkaffee… einpacken… morgenurin… und die provokalyptische (die zigarette zwischen einpacken und losgehen)… das kann schon mal 3stunden dauern – tut´s auch meistens. und genau für diese momente machen wir diese reise: zeitlos sein in unserem land mit uns und ebendiesem ! …und immer darauf bedacht, spuren zu hinterlassen und keinen dreck!

die dampfende kaffeetasse auf dem ü40hocker händewärmend geniessend sehen wir eine riesiege rotte hirschkühe ganz ruhig durchs dickicht ziehen…mindestens 20 tiere, nach westen witternd und plötzlich umdrehend und nicht mehr ganz so ruhig dichteres dickicht suchend. da kommt doch irgendwas?

viele minuten später fährt ein lieferwagen auf dem weg der hirschmädels durch das bombodrom und lässt uns instinktiv deckung hinter bäumen suchen…

es liegt noch viel weiss auf dem land aber sehr schwer und sehr feucht. wir stapfen durch baumärmer heidekrautreicher werdendes sperrgebiet auf der suche nach einem weg richtung312 in diesen tag.

wieder kreutzt ein hirsch unseren weg, oder besser: wir seinen. und auch dieser ist nicht allein – die rotte, die ihm folgt, ist mindestens genausogroß wie die der mädels von vorhin. wohl hundert hufe bewegen sich mit ihren riesenauswüchsen auf dem kopf unvorstellbar geräuschlos durch ein dickicht, dass für uns schon beim ankucken anfängt ästebrechend zu knacken!

tonnen von tieren verschwinden sekundenschnell spurlos! – die ganze begegnung dauert wenige augenblicke – aber meine enkel werden davon erfahren.

wir finden einen weg; und dann sogar noch eine kreuzung mit strassenschild mitten in der heide! “zootzener damm” steht da drauf. bedeutet für uns: dieser weg führt nach zootzen und das ist grob unsere richtung. also folgen wir dem verheissungsvollen schild. allerdings nicht als erste an diesem tag: im letztenachtschneerest sind deutlich reifenspuren zu sehen.

die heide ist der hammer!

es schneeregnet wieder und es weht ein wilder 0°südwestwind.
wir haben uns heutemorgen beim aufbruch in die wetterklamotten entschieden weil wir genau das erwartet und wohl auch erhofft haben!
in diesen klamotten bei diesem wetter in dieser gegend sehen wir aus wie flüchtlinge, heimkehrer, entflohene, bekloppte, begeisterte, entrückte…. aber “nicht wie wanderer!”
…meint der ranger, der uns ca. 2km bevor wir durchwaren bei einer pause in einer wolkenlücke gestellt hat….!

…es besteht der plan, die geschichte weiterzuschreiben, aber die zeit rennt davon und nimmt die erinnerungen mit….wenn man nicht gleich schreibt, wird´s schwer, aber noch besteht hoffnung!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Gedanke zu „lindow-woserin

  1. Voll cool! Hätte nicht gedacht, dass mein PAPÄ soooooooooooooooo gut schreiben kann! Alle Achtung Vadier!
    Deine Tochter Lena
    PS: “aber meine enkel werden davon erfahren” hört sich so an als wärest du schon OPÄ, dabei bin ich-deine einzige Tochter- erst 11 Jahre alt! Naja gut, fast 12.

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