bahnal : am strang lang :wismar – dorf mecklenburg – moidentin – bad kleinen: das beste zuerst
(begangen am 13.9.19, 25.10.19, )
im kilometer 97.2 über den mühlenbach, dann an mühlen- und jugfernteichens ufern entlang ist man bald entspannt im naturschutzgebiet “wallensteingraben” am strang lang am klusser damm. der ist eine asphaltierte ausfallstrasse aus der hansestadt ins dörfliche hinterland. man kann, wenn man auf ihn trifft, über das gleis rechts vom selben einen gut ausgebauten asphaltenen rad/fussweg bequem bis dorf mecklenburg wandern oder radfahren oder sowas…aber viel spannender ist es, auf der linken strangseite zu bleiben und an der klusser mühle vorbei zwischen wallensteingraben und fischteich unasphaltiert die reise weiterzureisen.
jetzt im oktober hat das abfischen schon stattgefunden und der teich hat fast kein wasser mehr und glänzt in trüber herbstsonne silbrig mit seinen vögeln. bis zur überraschend hohen alten eisenbahnbrücke führt dieser weg “wildromantisch” durch gehölz, endet dann aber da. der bahndamm zur brücke ist hoch wie ein dreistöckiges haus und ein weg an ihm entlang ist nicht wirklich vorhanden. ich habe versucht, zwischen ihm und dem fischteich entlangzuwandern, habe das aber aufgegeben, weil nur tierpfade hier wege waren und bei jedem schritt irgendwas raschelte, knackte oder grunzte oder….
also muss der damm erstiegen werden! er ist steil und wenn man oben ist, ist da nur der strang ohne wegung an seiner seite! und darum habe ich meine warnweste bei und ziehe die an. wohl nichts ist schlimmer für einen lukas als direkt am gleis auftauchende personen! aber wenn diese eine warnweste tragen, zeigen sie im allgemeinen, dass sie sich nicht umbringen wollen und wissen, was sie tun! und ich muss nur ca. 300 meter am gleis lang. dann steht da ein nicht schöner hochstand an gleises rand und der hat eine treppe vom damm zu sich. also der jäger geht auch am strang lang um sein vieh zu schiessen. ich fand diese entdeckung ein wenig überraschend, nahm sie aber an und war dann nach kurzem buschgemetzel auf freiem feld.
und da war es wieder: dieses fein gewellte land, diese so sanft geschwungenen hügel…mein schönstes land der welt. ja klar, es ist nur ackerland oder weide, voller gülle und gift…aber immer, wenn ich sowas sehe entspannt sich das ich und fängt an zu lächeln, vor allem, wenn noch ein kleiner wind dazu weht, so wie jetzt. ich versuche, zu fotografieren, aber die lande lassen sich nicht wirklich einfangen, die hügel sind so weitläufig, dass sie auf begrenztem fotoausschnitt eher eben aussehen als sanft… ich gehe bewusst langsam da durch und geniesse meine weitwinklige dreidimensionalität… höre aber das kontra: a20! diese kackautobahn kracht durch die idylle wie fleischlose kartoffelsuppe! passt einfach nicht! die welligen wiesen sind nass, die schuhe nicht ganz dicht, die füsse feucht und der angrenzende acker macht dicke sohlen. aber nichts ist so schlimm, wie dieser krach!
…doch danach wellt sich das land wieder bis zum bahnhof dorf mecklenburg, den ich wieder warnwestenbekleidet erreiche um nicht an angrenzenden grundstücken vorbei umwege gehen zu müssen. dorf mecklenburg! vom vierten bis zum achten lebensjahr verbrachte ich hier meine zeit und dachte damals natürlich nie über die eigenartigkeit dieses dorfnamens nach… aber ja! hier ist der ort, der dem ganzen land seinen namen gab: die michelenburg. heute ist dieser hauptsitz slawischer vergangenheit ein eiförmiger meterhoher wall voller bäume mit einem friedhof in seinem zentrum, christlich. mein schönstes land der welt wurde nach diesem wall benannt und ein dorf entstand an seiner nördlichen peripherie. eigentlich eine ziemlich bedeutende geschichte, aber nur an den emailleschildern am bahnhofsgebäude wird die wertigkeit deutlich. ich glaube nicht, dass viele leute über diese komik nachdenken denke ich, als ich am bahnhof vorbei, die gleisseite gewechselt, auf besagten geschichtsträchtigen wall mich zubewege. ein berg bäume, der so gross ist, dass er gradeso mit 28mm brennweite aufs bild passt von meinem standort aus, ca 300meter entfernt… der weg führt danach direkt unterhalb des bahndamms (5?meterhoch) in wilden wald und es wird richtig schön! und zum zweiten mal an diesem tag treffe ich auf den wallensteingraben. ein leiser plan heute morgen beim loslaufen war, ab hier den ufern dieses gewässers zu folgen, aber die sind, wie ich jetzt feststelle, nicht wirklich leicht begehbar und erwecken den eindruck, in ruhe gelassen werden zu wollen. und das mach ich denn auch und gehe weiter den weg, der mich hierherbrachte. aber im kopf entsteht spontan ein neuer plan…wohl für den winter, wenn es leichter wird, den ufern zu folgen… und dann bin ich in petersdorf. durch buchenwald führt jetzt der weg am schienenstrang entlang schon wieder zum wallensteingraben! wunderschön wimmelt sich dieser vor langer zeit menschgemachte wasserweg durch die endmoräne aus dem lostener see mir entgegen. abermals die gleise unterquerend. ich folge weiter dem weg an der bahnlinie bis der sich richtung gross stieten von ihr abwendet und dann weglos den gleisen. an der pfeifftafel in kilometer 88,2, dem einzigen ort auf meinem täglichen arbeitsweg, an dem ich die hupe meines arbeitsgerätes benutzen muss, treffe ich aus dem wald auf sie und bewarnweste mich mal wieder um an gleises seite zum bahnsteig moidentin mich zu bewegen. auf überwuchertem schotter aus zweigleisigen zeiten wandere ich dahin, wo nur zweimal am tag noch einer meiner züge hält und nur ganz ganz selten jemand ein oder aussteigt. und das ist gut so, denn hier ist es wunderschön! und der weg, der von hier zum lostener see mich bringt ein schon in kindertagen von mir gern begangener! ein faszinierend bergiger buchenwald erhebt sich zu seiner linken, wildes buschwerk kriecht bis zum see an seiner rechten nachdem ich den “Privatübergang Nur für Berechtigte” vom bahnsteig aus gefühlt illegal benutzt habe.
wo einst ein stauwerk den ausfluss vom lostener see in den wallensteingraben regelte und heute eine fischtreppe für artgerechtes durchkommen sorgt verlasse ich ihn wieder und überquere auf einer etwas überdimensionierten brücke mal wieder den feinen flusslauf. überdimensioniert deshalb, weil auf der anderen seite eigentlich kein weg mehr weiterführt – nur noch bis zum grossen verbotsschild am bahndamm: “Halt! auf keinen Fall weitergehen! Lebensgefahr!” ich ärgere mich beim schreiben jetzt ein wenig, dass ich das nicht fotografiert habe! …und gehe weiter. aber ja: man kann die brücke überqueren und hinter ihr ein feines picknick am see und am flussufer picknicken. der ort ist wirklich fein dafür und die brücke deshalb also auch richtig! als ich bengel war war hier die stelle, wo man die grössten aalquappen der welt fangen konnte! am vorfischtrepplichen wehr. ob die jetzt auch noch da sind?
nun denn: kein weg mehr hinter der brücke zwischen lostener see und bahndamm – also wieder warnweste an und lang am strang! über die brücke über den weg von losten an den see, wo wohl mal eine löschwasserentnahmestelle(?) und auf jeden fall ein richtig geiler angel- und später ein noch viel geilerer partyplatz war (und eigentlich auch noch ist…), zum einzigen haus am seeufer (watt ´ne geile hütte!). da wechsle ich dann vom damm auf den weg, der dieses grandiose kleine gehöft vorbei an seinem dammwildgehege mit der aussenwelt verbindet bis zum bahnübergang “Eck Losten” und drüber und hab die warnweste immer noch an und bin dann wieder rechts vom strang bald in bad kleinen. es ist das zeitgefühl, das mir rät, nicht den längeren schönen weg am schweriner see entlang und durch den eiertunnel zu meinem rückfahrtszug zu nehmen, sondern den direkten die viechelner chaussee, die hauptstrasse entlang durchs dorf zum bahnhof. aber auch das ist schön! denn auch hier habe ich einen prima teil meiner kindheit verbracht, vom achten bis zum zwölften jahr. und das war eine richtig geile zeit! doch seit dem ging ich diese strasse nicht mehr und überschätze deshalb ihre länge und bin gut 40minuten zu früh für den kollegenzug am bahnsteig.
der bahnhof wurde grade komplett saniert und sieht jetzt richtig kacke aus! das leben ist aus ihm gewichen und er ist jetzt nur noch zweck. sehr überrascht entdecke ich auf seinem vorplatz eine verkaufsstelle für essen und trinken und frage die sichtlich sehr unterforderten verkäuferinnen nach kaltem bier. und siehe da: “ja, haben wir!” “prima! dann hätte ich gern drei” “na das passt ja! wir haben nämlich genau drei in unserem kühlschrank” hasseröder für 2euronen das stück. das fetzt! “soll ich eins gleich aufmachen?” ” öhhh, …ja”
für 4,9euronen fährt ein zug der deutschen bahn ziemlich gleich danach in meine geburtsstadt und so nehme ich den und treffe deshalb heute keine kollegen.
schade eigentlich!
fazit
man kann wohl in vier stunden zufuss von wismar nach bad kleinen wandern. das sind plusminus 16kilometer. ich habe 6 gebraucht und das ist gut so! denn die gegend ist wirklich zauberschön!
fazit 2
weil jeder wissen will, wie´s denn am ufer des schweriner sees aussieht und was ein eiertunnel ist werde ich demnächst mal von moidentin nach lübstorf spazieren.
fazit 3
als ich in wismar aus dem roten zug gestiegen bin war es erstaunlich schwierig, vom sitz hochzukommen! der gesamte bewegungsapparat schmerzte muskelkaterlich! also alles richtig gemacht!
p.s.: von den drei kalten bieren trank ich nur eins, und das auch nur, weil´s nun mal offen war…
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