touren : mit fahrrad von sülten nach alt bukow
– und vier monate später zurück
21-23.12.2013 – zurück 26.04.2014
drei unerwartete freie tage direkt vor weihnachten brachten mich auf die idee einen freund zu fragen ob er mir nicht sein fahrrad borgen könnte, damit ich meinen rucksack nicht tragen muss, wenn ich durch mecklenburg zu meinem weihnachtsbraten wandern möchte. Dieser erwartete mich in alt-bukow, ca.15km östlich von meinem geburtsort, der freund mit dem fahrrad in der nähe von sternberg, ca. 40km luftlinie vom braten.
drei tage für 40km! ein traum! so viel zeit – man kann richtig langsam sein! im schritttempo durch das schönste land der welt und nichts auf dem rücken!
“ich bring´das fahrrad so bald wie möglich zurück.” versprach ich ohne zu ahnen, dass es gut vier monate dauern sollte bis sich die gelegenheit für die rücktour ergab – und dann auch nur ein tag zeit dafür…
aber erstmal fahr´ich los! von schwerin mit dem bus nach sternberg ist eine reise durch die frühe jugend als mittelalter mann und dem entsprechend schön. es ist viel zu warm für dezember und das fahrrad in perfektem zustand! “ich hab´nochmal alles geölt, aber das mit dem licht hab´ich nicht hingekriegt…” “das tretlager is´wacklig und bei der schaltung darfst du nich´ auf den kleinsten gang, da springt die kette ab, beim grössten auch…”
es ist schwer, von dem ort loszufahren, an dem man eigentlich ankommen will – aber ich schaffe es tatsächlich schon um 9Uhr und bin nach kurzem unvermeidlichem fernstrassenintermezzo auf dem feldweg nach sülten.
zwei packtaschen für´s rad hab ich bei, vollgepackt mit “nützlichem” und einen rucksack, den unbequemsten, den ich habe, ebenfalls vollgepackt mit “nützlichem” – der liegt quer über den satteltaschen auf dem gepäckträger.
eigentlich noch nie mit dem fahrrad gewandert hab´ich so viel “nützliches” in den rucksack gepackt, dass er so voll (und schwer) ist, dass das nötige trinkwasser nicht mehr in ihn passt! also fülle ich dieses in 5 1,5liter supermarktbrauseflaschen und klemme die unter den sack, da, wo schon die stative klemmen. die ganze konstruktion wird dadurch nicht stabiler – der gepäckträger eiert extrem in seinen verschraubungen hin und her…ich bin überrascht, wie anstrengend fahrradschieben sein kann!
und fahren…? Wir werden sehen…:-)
der feldweg ist kurz, dann kommt asphaltstrasse – aber eine von der sorte, die so schmal ist, dass zwei traktoren nicht aneinader vorbeikommen, breit und glatt genug, um sich totzufahren.
aber weder der traktor noch der totfahrer begegnet mir bis ich hinter sülten wieder auf waldweg treffe.
bis hierher geschoben steige ich jetzt auf das rad und fahre in den wald. es fährt sich besser, als dass es sich schiebt! aber schon nach kurzer zeit steigt der weg so mecklenburgsteil an, dass ich doch lieber wieder schiebe.
ü40 eben…seenlandberge sind aber auch wirklich nicht ohne! der alpenwanderer steigt stetig bergauf, um seinen gipfel zu erreichen – der seenlandwanderer steigt ständig 20, 30 meter auf und ab, immer im wechsel und erreicht seinen gipfel entweder in der kneipe am ende des weg´s oder auf jeder hügelkuppe, auf der er mit seinem mies gepacktem fahhrad schniefend luftschnappend ankommt. dann steht er oben, hechelt bis er durchatmet, geniesst den blick ins tal und geht-fährt dann weiter, bis er wieder hechelt.
ich habe auf meiner tour auch noch das glück, dass es anfängt zu regnen und nutze dieses glück für ein erstes lager 5km nach start für einen frisch gekochten teemitrum.
danach ist der regen vorbei, ich gut gelaunt und das fahrrad immer noch nicht leichter.
der nächste hügel – wieder schiebe ich mich und mein rad hinauf und rolle auf der anderen seite wieder runter mit der angst, dass die bremsen versagen und bin dann nach wirklich schönem weg an der bahnstrecke hamburg-rostock.
unterquere sie und mach´das erste foto, fahre an ihrer seite nach blankenberg. ab penzin dann leider wieder teerstrasse. bahnübergang und dann gleich links – denk´ ich -muss dann aber doch noch ca. 500m strasse (b 192) machen, bis ich denn einen weg finde, der links in den wald führt.
oft auf der b192 gefahren worden hab´ ich immer diesen see im tal daneben sehnsuchtsvoll gesehen und will jetzt dahin! meine mutter, hier gross geworden, sagt, dass er rübensee heisst, weil da wohl mal ein fuhrwerk voller rüben im eis gestorben ist mit pferd und kutscher.
ich muss vom waldweg irgendwie rechts ab, um dahin zu kommen und finde nur einen weg, der eigentlich keiner ist – mehr ein pfad. zu fuss wohl kein problem, aber ich nehme das fahrrad mit, überladen und instabil.
der weg führt, wie so oft in mecklenburg, zu einem hochstand und endet dann da. ich will weiter und schiebe mein rad weglos durch den wald.
das geht nicht wirklich lange gut – ich schmeiss das rad hin (stelle es an einen baum) und erkunde zufuss; finde einen weg, hole das rad und finde den see!
setze mich hin und koche schon wieder den ersten rummittee des tages.
ich mach´noch einen abstecher zum toennisbach und freue mich auf einer brücke stehen zu können durch die ich schon gefahren bin.
dann bin ich in warin und es wird dunkel – ich muss einen schlafplatz finden.
auf meiner 1:50000karte hab ich mir einen platz gleich hinter warin am grossen wariner see ausgekuckt der sich dann aber, als ich da bin, als die badestelle der stadt entpuppt. badegäste gibt´s zwar nicht, aber trotzdem eindeutig zu viele leute für ein schönes lager. aber die sonne verschwindet so langsam und ich will mein zelt dann doch genauhier aufstellen, warte, bis die dämmerung so dämmrig ist, dass ich grade noch erkennen kann, was ich tue und stelle mein haus direkt ans ufer unter eine alte weide hinter den schilfgürtel links vom strand.
viel totes weidenholz musste ich beiseiteschaffen für einen einigermaßen ebenen zeltuntergrund und dann, als ich den letzten hering in den strand treibe, bellt es! ein schwazer bullterrier(oder sowas in der art) freut sich, mich gefunden zu haben und wackelt freudig mit seinem nicht vorhandenem schwanz. er sieht echt freundlich aus, aber herrchen, gerade angekommen sein fahrrad an einen baum stellend, mit glatze und schwarzer englischer fliegerjacke, geschnürten stiefeln unter gekrempelter jeans, ist irritiert vom hundefund, pfeift das tier zurück, schwingt sich auf das noch nicht wirklich abgestellte und rast mit hundchen in die stadt.
ich weiss nicht, ob er angst vor mir hat oder ob er seine freunde holen will und bau´mein zelt wieder ab!, schleppe es ´n halben kilometer weiter in den uferwald und stell´s da wieder hin. im dunkeln.
eine der wenigen ängste die ich in mecklenburger landen habe ist die vor einer horde glatzen, auf die man zufällig trifft, eigentlich die einzige. in diesem fall war sie unbegründet – aber sicher ist sicher! also schlafe ich nicht wie gehofft direkt am wasser sondern in einem matschigen stück wiese hinter dichtem üfergestrüpp.
die nacht wird wunderschön: es ist warm für diese zeit, um die 10grad, windig und mondlos. ich setze mich noch auf den hocker und koche würstchen mit teemitrum. und schlafe hervorragend bis 7 und bin um 8 unterwegs.
ich bin in warin, der geburtsstadt meiner mutter und freue mich jetzt auf den weg nach neukloster. ich bewege mich auf wegen, die sie vor langer zeit gegangen ist. google zeigt einen schönengeraden pfad durch den wald zwischen warin und neukloster: die zurückgebaute bahnstrecke wismar-karow. die schienen sind weg, aber die schwellen liegen hier noch; zum fahrradfahren nicht geignet. also nehme ich den landweg.
der ist ein sehr gemütlicher und bringt mich bis zum neuklostersee. dann verlasse ich ihn und nehme den uferweg direkt am wasser hinterm schilfgürtel. anfangs kann ich das rad nur schieben – es ist echt matschich! doch dann entwickelt sich ein weg. sogar mit bank und mülltonne – morgenlager.
es ist diesig, frisches graues mecklenburgwetter. ich fahre am ufer des sees bis neukloster, durch die stadt und dann über die autobahn nach nevern. die gibt´s hier noch nicht lange, die autobahn und ich bin froh, als ich rüber bin. aber es dauert noch ein wenig, bis ich wieder im ruhigen land bin. nevern ist ein kopfsteingepflastertes tal mit mecklenburgsteilen ausgängen. ich kann mein gefährt nur schieben und bin dann in einem unerwartet ebenem stück land mit wald am horizont, in dem ich mein zweites lager aufschlage…
…der rest dieser tour ist eine bildergeschichte…phantasieanregensollend…und zurück