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bahnal : am strang lang :
grabow – karstädt: nach brandenburg!

(begangen am 27.10.20,                          )

auf keine bahnale tour bis jetzt habe ich mich so lange vorbereitet, wie auf diese: sie ist 19km lang und damit das längste teilstück meines am-strang-lang-wanderplans. ich langsamwanderer kalkuliere dafür um die 10 stunden, und soviel zeit muss organisiert werden…klingt dämlich, aber is nu mal kein sonntagsspaziergang…
ca. zweidrittel der strecke haben einen eindeutigen weg direkt lang am strang, aber das dritte ist wegloses mecklenbrandenburg. jeden arbeitstag fahr ich zweimal da lang und plane und überlege und sehe wege, sumpf, schaf, kuh und stellen, wo ich unbedingt hin will und grübel und plane und sag mir am 27.oktober 2020: ‘genug theorie! ich geh’ jetzt los!’ und besteige den 5uhr22zug in wismar und bin um um 6uhr49 nach sehr angenehmer fahrt in grabow. zur blauen stunde.
oder kurz davor: am bahnhof kann ich noch keine fotos machen: zu dunkel. also bleibt der kollegenzug, der mich hierhergebracht hat ebenso wie sein halteplatz und der kollege unfotografiert… einer von den dreien findet das gut.
die strasse vorm bahnhof heisst “am bahnhof”, die beiden die ich danach begehe “kießerdamm” und “john-brinckmann-weg”. als ich in letzteren einbiege bin ich leicht irritiert weil es so aussieht, als läge dort der schnee von gestern, als hätte es hier geschneit vor kurzem und ein rest der weissen pracht hätte sich dort erhalten. jedoch es ist schaum: löschschaum. ein auto hat gebrannt und schäumend wurd´s gelöscht wohl letzte nacht.

gleich zweimal überquert der schienenstrang in grabow die elde, einmal die alte und vorher die begradigte. dieser fluss ist der längste in mecklenburg (208km laut wikipedia)…und ich weiss so wenig über ihn, oder sie. und finde das richtig doof und will das ändern! irgendwann.
jetzt aber besteige ich erstmal die treppen der blauen eisenbrücke, die ich täglich aus zuges fenster sehend ewig schon besteigen wollte und freue mich sehr darob. spiegelglatt ist der bach zu dieser frühen stunde, der begradigte, und nur einpaar 50meter weiter auch der ursprüngliche. den zu überqueren ist legal an dieser stelle nicht möglich, über die eisenbahnbrücke illegal aber doch…und so mach ich´s.

nach den wiesen am alten fluss an spannenden bootsschuppen vorbei muss ich dann nochmal ein wenig durch eine eisenbahnunterführung durch die “stadt” bevor ich endlich da bin, wo ich sein will: allein in meinem schönsten land der welt, auf meinem weg am strang lang…
vielzuviel verkehr herrscht hier: von überallher, aus jeder ausfahrt kommt irgendwas gefahren, morgens um 7 muss jeder zur arbeit! ich bin kurzzeitig leicht genervt! kurzzeitig…
ein wenig unerwartet kommt ein kollegenzug vorbei.

das signal 5388 ist das erste blocksignal nach ausfahrt aus dem bahnhof grabow. und es ist berüchtigt!: schon mehrmals zeigte es “freie fahrt” durch strahlendes grünes licht und verhielt sich wie ein rotes: sich sicher wähnend wurde der entspannte lokführer vorwarnungslos zwangsgebremst aus ca. 130kmh, der geschwindigkeit, die ein zug an dieser stelle nach ausfahrt aus dem bahnhof grabow in seiner beschleunigung erreicht hat. und dann steht er da und weiss nich, was los ist und muss viel telefonieren und blöde formulare ausfüllen und hat aus dem nichts 10min verspätung und keine raucherpause in wittenberge….

und genau dieses signal ist das erste, was ich sehe, nachdem ich endlich raus bin aus grabow, … es zeigt rot, halt!
und entspannt lächelnd fotografiere ich es und gehe winkend dran vorbei. und dann bin ich endlich wirklich allein.
ungefähr am signal verlieren sich die letzten bauten von grabow in einen kleinen wald und meinem weg merkt man an, dass er ab hier eigentlich nicht mehr wirklich gebraucht wird: er wird schön.
erst noch direkt am gleis windet er sich dann ins gehölz, folgt aber weiter dem schienenstrang. und auch als er den wald verlässt bleibt er den gleisen treu. ein wasserlauf, ein meliorationsgraben, gesellt sich bald nach waldes abschied an seine seite, ganz nach meinem geschmack.
ein kleiner niesel fällt jetzt kurz auf uns herab und danach gleissend morgensonnenlicht aus spannenden wolkenlöchern mir direkt in auge und objektiv. ein fest für den polfilter: wiedermal mache ich vielzuviele fotos, wiedermal finde ich das völlig richtig so! und denke dabei schon mit schrecken an die nötigen aussortierungen…und fotografiere unbeirrt weiter. is eben so, wenn das licht stimmt!
um die reste eines baumbeuferten teiches windet sich der weg dann kurz u-förmig weg vom gleis. und wo er wieder da ist, wo er sein will packe ich meinen hocker aus und mache eine kurze wanderpause mit thermoskannenchaga und käsebrötchen aus dem “DB-Store” in schwerin. schon ab 5uhr kann man die da erwerben, hab ich vorhin gemacht… gute sache das!

gut finde ich an den schweriner brötchen, dass da wirklich butter drauf ist. zwar ziemlich wenig, aber eben keine remoulade. wer is bloss auf diese scheiss idee gekommen!: oft schon hab ich mich gefreut auf ein brötchen mit käse oder ei oder schinken oder… und voller vorfreude schon den geschmack, den genuss gespürt. beiss dann rein und krieg fast das kotzen: remoulade!
was aber auch ein makel der schweriner brötchen ist, ist der fakt, dass sie nicht ganz durchgeschnitten wurden vor ihrer belegung. sie werden angeschnitten, aufgeklappt und gefüllt. mit dem ergebnis, dass an der klappstelle nichts ist vom belag, keine butter, keine wurst, kein käse…
also muss man die dinger erstmal aufreissen, den belag neu sortieren, so, dass überall was ist und die beiden brötchenhälften stimmig übereinanderpacken. leider fallen dabei oftmals die überraschungsaccesoires (assessories), die gekaufte brötchen besser als selbstgemachte machen, also die kleinen paprikastückchen oder tomaten oder walnüsse (ja wirklich! hatte ich schon mal! sehr lecker!) oder zwiebeln oder…, also das, was man nicht erwartet, aber unbedingt haben will, aus dem brötchen heraus in die unwiederbringbarkeit und sorgen damit für grossen verdruss! das finde ich ganz schön doof!
jedoch ich schweife ab: dies ist ein wanderbericht! asche auf mein haupt, aber käsebrötchen…, mit walnussstückchen…..und gürkchen…..
meins am rastplatz hatte paprika und ein salatblatt, wurde aufgerissen und neu geordnet ohne verlust und schmeckte prima!
und beim verzehr hatte ich schönen blick in herbstsonne auf vorbeifahrende züge und die kremminer strasse, die weit vor mir die bahnstrecke überbrückt. genau da, wo sie das tut, geh ich jetzt hin, überquere die strasse, nicht die brücke, und finde mich danach auf der jetzt gepflasterten fortsetzung “meines” gleisrandweges.
topografisch reizvoll wellt sich dieser weg so auf ein kleines waldstück zu, dass man ihn teleobjektiv sehr reizvoll fotografiern kann leicht bergab. jedoch ein auto steht auf halber bilddistanz und versaut alles. schade. ich fotografiere natürlich trotzdem.

in den vielleicht zwanzig minuten auf diesem pflasterweg überholen mich zwei autos: das erste is sone richtig fette bayernkarre die auf fahrerseite ein wenig schlagseite hat wegen der da sitzenden wohlstandsfettheit. mit berliner kennzeichen, das zweite ist ein recht kleines einheimisch bekennzeichnetes mit recht nett anzusehender junger frau am steuer, die mir zulächelt…

nach paar hundertmetern zweigt der weg dann weg vom gleis, um das waldstück zu umgehen. und da ich keinen leichten weg durch den wilden baumbestand finden kann, folge ich ihm.
als ich da, wo der wald beendet ist und der weg sich um ihn wieder in seine ursprüngliche richtung biegt bin fährt in jetzt recht weiter entfernung ein kollegenzug richtung wismar. auch schön! aus solch einer entfernung habe ich meinen arbeitsplatz bisher nur selten fotografiert und finde das recht fein.
und der weg führt sich und mich jetzt wieder hin zum gleis, so, wie gewollt.
ein paar häuser stehen da, nicht viele, seh ich immer, wenn ich da vorbeifahre. jetzt aber gehe ich dahin und sehe das ganze aus einer anderen perspektive und bin sehr angetan vom ortseingangsschild: “hühnerland” heisst diese siedlung. prima name. und auch ein sehr feiner ort stelle ich fest, als ich ihn durchlaufe jetzt. sehr angenehm auffallend sind die fehlenden zäune an allen grundstücken. in einem ortszentralen park mit friedhof stehen stühle, bänke und kunst und eine feuerstelle einfach so herum und lassen mich fröhliche, friedliche dorfgemeinschaft vermuten und mich die hier lebenden beneiden. aber wer weiss, wie´s wirklich ist… wohl nur die hühnerländer. aber ich stelle mir vor, wie schön das leben hier sein müsste und bin ein bisschen neidisch…aber wir wissen ja: heutzutage ist kaum noch was so, wie es scheint… aber vielleicht….

das einzig wirklich gut und ganz aus vorbeifahrendem zug sichtbare haus dieses ortes ist ein altes bahnales direkt am strang, das vor kurzem wirklich schön renoviert wurde, in das danach aber bis jetzt niemand eingezogen zu sein scheint.
als ich jetzt auf meinem weg an diesem haus vorbeie steht davor die fette bayernkarre, die mich vorhin überholt hat und ich habe sofort die dunkle ahnung, dass es hier bald zäune geben wird! sogar stacheldraht sehe ich! und die fette kapitalistensau, die ihr westgeld hier im billigen osten in eine immobilie zum zweck der gewinnbringenden abzocke angelegt hat! ach bin ich böse! das ist doch bestimmt alles ganz anders! zumal das andere auto, das kleine einheimische, auch da steht und beide fahrzeugführer sich unterhaltend vorm hause stehn und lächelnd scheinen…


jedenfalls entfernt mein weg sich, als er hühnerland verlässt, in die falsche richtung und ich gehe querfeldein, also über abgeerntetes feld in treckerspuren hinterm letzten haus (wunderschön und ohne zaun) den graden weg zurück zum schienenstrang. ein winziger, fast wasserloser bach unterquert den hier und laut google ist genau dieser eine grenze: die zwischen mecklen- und brandenburg. und weil der weg an der anderen seite der gleise mir leichter begehbar scheint überquere ich den schienenstrang genau dort. ich bin ein grenzgänger!
und jetzt also in brandenburg.
recherchen später ergeben sogar einen namen für dieses grenzgewässer: meynbach wird´s genannt.
nun gehe ich denn links vom strang bis zur brücke der landstrasse 134 vorbei am bahnhof klein warnow. der ist heute nur noch ein ausweichgleis an der zweigleisigen schnellfahrstrecke hamburg-berlin, wo ab und an mal ein zug geparkt wird, um den schnellverkehr vorbeizulassen. die recht beeindruckenden noch vorhandenen nicht mehr gebrauchten und verfallenden bahnhofsgebäude zeugen aber deutlich, dass das mal anders war.
von der brücke aus fotografiere ich in beide richtungen bahnale teleobjektive fotos und einen warnfarbengekleideten bautrupp an einer weiche. und bin dann wieder rechts vom strang auf ungepflastertem weg an gleises seite gut gelaunt fussläufig (ich liebe dieses wort!).
ich weiss nicht, wie sie heisst, die pflanze, die hier groosflächig gelb den gleisrandacker beblüht, aber schön sieht sie aus und riecht auch gut und feine kontraste malt sie in meine bilder. gibt es winterraps?
einer von diesen stromtürmen, die in meiner kindheit wohl an jedem ortsrand rumstanden, also ein gemauerter quadratischer zweistöckiger fensterloser spitzdachzweckbau, in dem überlandstromleitungen enden und von dort aus auf die umliegenden häuser unterirdisch verzweigen, steht hier renoviert und wohl noch seinen zweck erfüllend rum und erfreut mich sehr. dass es sowas noch gibt…

erst eine krähe und dann zwei räubervögel (bussarde?) fliegen auf vom gleis, von den resten eines frisch überfahrenen rehs. es tut weh, das zu sehen, aber leider gehört das zur eisenbahn dazu…und ich bin sogar irgendwie ein bisschen froh, das fotografieren zu können: die krux des jobs!

…und bin dann in reckenzin, schlussfolgere ich aus einem ortsausgangsschild, unterquere die landstrasse 133 und fotografiere kurz danach bei einem blick zurück den zweiten nachfolgekollegenzug, bin jetzt also gut4stunden unterwegs und ungefähr im km 153, also 10km vom aufbruchsort: halbzeit.

und von hier aus schon zu sehen ist das “brandenburger tor”, eine brücke, die so vom fahrenden kollegium benamt wurde als grenze zwischen mecklenburg und brandenburg. leider weiss ich ja jetzt, dass das so nicht stimmt…aber was sind schon 4kilometer, wenns passt?
aber nix desto trotz ist diese brücke eine ganz besondere, nämlich die älteste erhaltene über eine eisenbahnstrecke in ganz deutschland! boohhhh, wattn titel! 1846 erbaut.
unter denkmalschutz stehend wurde sie 1993 im zuge der elektrisierung der sie unterlaufenden eisenbahn abgetragen und auf einem betonnenen sockel stein für stein wieder aufgebaut, damit die eisenbahn auch mit oberleitung sie weiterhin unterlaufen kann. selbst das strassenpflaster auf ihr wurde stein für stein ihr wieder auferlegt! wattn aufwand!
und nichtmal eine gedenktafel oder sowas in der art steht da neben ihr rum um dem vorbeikommenden ihre einzigartigkeit zu erklären: sie steht einfach nur da und ist neu und alt und wirklich wenig frequentiert. aber schön! und sie heisst “löwenkopfbrücke”. nicht etwa, weil ihr designer vier weisse löwenköpfe an sie randesignt hat, sondern weil in ihrer unmittelbaren nähe schon seit urzeiten ein stein rumliegt, wohl ein eiszeitliches mitbringsel aus dem hohen norden, das die form eines löwenkopfes hat. leider habe ich das auch erst hinterher durchs internet erfahren, sonst hätte ich diesen stein bestimmt gesucht.
auf beiden seiten der brücke sind die löwenköpfe jeweils links und rechts neben dem brückenbogen auf metallenen, weiss lakierten platten ins mauerwerk eingebaut. wenn von süden kommend anstatt der löwen- stierköpfe das mauerwerk verzieren würden, wäre diese brücke wohl wirklich das brandenburger tor von mecklenburg und die vier kilometer lächerliche kleinigkeit. so aber ist diese brücke nur bedeutend und historisch wertvoll und ein wenig überdimensioniert in ihrem erhaltungsaufwand…finde ich. aber was weiss ich denn schon.

von reckenzin bis zum löwenkopf war der weg ein asphaltierter und meine hoffnung, dass sich das an der brücke ändert, wird leider enttäuscht: der weg hin zur brücke von westen ist ein schöner alter feldener, der kurz vor der brücke auf den asphaltenen trifft, der weg über die brücke ein, wie erwähnt, historisch pflasterner, der an ihr vorbei, also meiner, leider immernoch ein asphaltener. grrrr! aber bald zweigt der denn doch ab zurück nach westen und nimmt die wichtigkeit mit sich, so dass meiner am strang lang wieder ein unwichtiger waldiger wird…und im heutigen herbstlichtspiel auch noch ein richtig schöner:

an waldes ende trifft rechtwinklig mein weg auf asphaltene strasse, die einst die schienen überquerte. im zuge des ausbaus der bahn zur schnellfahrstrecke wurde dieser bahnübergang so, wie viele ander auch, ersatzlos rückgebaut und übrig blieben zwei sackgassen links und rechts des strangs, deren enden sich verwunde(r)t anzuschauen scheinen.
hier öffnet sich das land jetzt in eine weite flache wiesensenke, durchzogen von vielen graden gräben zur entwässerung und nutzbarmachung. und der begradigten löcknitz. das ist ein knapp 70km langer fluss aus mecklenburg zur elbe. und ich stelle mir vor, wie das hier wohl ausgesehen haben mag, als die gräben noch nicht entwässert haben und der fluss noch nicht begradigt war, als ich auf asphaltstrassens resten meinen blick schweifen lasse. wenn ich dienstlich aus dem wald hier ankomme mit 160kmh fahre ich oft in einen dichten nebel, der das ganze wiesenland verschwinden lässt. meine auf einem damm in weitem bogen da durchführende strecke wirkt dann oft wie ein pfad durch wolken und bietet grandiose optik! und wenn dann auch noch die sonne aufgeht und das ganze in blasses gelb und orange verschmiert…
heute ist das nicht so und ich muss mich mit klarer sicht und polfilterwolken zufriedengeben nachdem ich denn illegal den ehemaligen bahnübergang passiert und waldes rand weitläufig ausgekostet habe. is aber auch schön.

und dann bin ich am fluss, an der löcknitz, über die ich nur über die eisenbahnbrücke rüberkomme. (selbstvertändlich mit warnweste…)
auf beiden brückenseiten laufe ich noch paarhundertmeter lang am fluss und erfreue mich sehr an ihm. und auch an der brücke. viele viele fotos! und die idee, auch mal die löcknitz im boot zu befahren; wieder was für die schon viel zu lange todoliste…

brücken sind schon toll. und die hier in ihrer unerwarteten wucht in diesem licht im scheinbar leeren land heut ganz besonders.
nach nur kurzer strecke rechts vom strang kommt schon die nächste. die heisst uwe. steht zumindest dran, und der weg durch sie hindurch ist so verlockend, dass ich ihn gehe, obwohl ich glaube, dass das nicht richtig ist…
nur ungern gehe ich auf meinem weg voran begangene pfade wieder zurück, aber hier muss ich das nach paar 50metern leider machen: mein glaube ist richtig und der weg durch uwe bald nicht mehr der meine, da er sich in völlig falsche richtung biegt und in die richtige nur schwer begehbaren meliorationswässern weicht. nun denn: ein zweites mal durch uwe und weiter rechts vom strang lang durch schön beleuchtetes brandenburger wiesenwirtschaftsland nach süden auf bauernfahrzeugwegen, die wohl nur selten jemand läuft. sehr gut gefällt mir das, sehr viel motiv verschafft mir das.
vor kurzem war auf diesem streckenabschnitt eine bahnale baustelle zur gleiserneuerung, die das fahrende personal der dadurch bedingten eingleisigkeit der strecke wegen nervige standzeiten und verspätungen brachte. der am strang lang wandernde dagegen ist jetzt nach ende der bauerei erfreut darüber, da baufahrzeuge und die sie bewegenden verwucherte gleisrandwegungen wieder nutzbar machten und er den zur sinnvollen feldarbeit bald vom strang wegführenden trassen nun nicht mehr bedauernd nachsehen muss, wenn er von ihnen abzweigend seinem weg am rand des strangs entlang weiter folgen will: er kann es einfach tun. über die alten wege gefallene bäume wurden zersägt, überwucherndes dornenbuschwerk wurde zurückgeschnitten und recht gut zu laufende wege blieben zurück. bald wird natur sich alles wieder zurückholen aber grade jetzt geht sich´s ganz gut. freu!
und so bin ich dann bald leichtfüssig an diesem verdammten maisfeld. häähhh?
dem aufmerksamen leser wird schon augefallen sein, dass meine wanderungen eigentlich immer in den kälteren monaten des jahres stattfinden. der grund dafür ist neben dem fehlen der unangenehmen hitze die tatsache, dass landwirtschaftliche nutzflächen in dieser zeit in der regel abgeerntet und nur deshalb auch begehbar sind. und wenn ich fahre mit meinem zug beobachte ich genau, wenn es denn soweit ist. wenn bauer fertig ist kann ich los. doch mancher schlag bleibt lange lange stehen. grade mais wird mancherorts erst geerntet, wenn er eigentlich schon tot und ohne grün vertrocknet traurig scheint. aber er soll ja auch verbrannt, vergast und nicht gegessen werden, nicht popcorn soll er werden sondern biogas.
und genau so ein feld, riesengross und ganz dicht dran am gleis, tut sich auf vor mir an gleisbaustelles ende wo die wege nicht mehr da.
drum muss ich also rüber übers gleis. doch just, als ich das will, kommt eisenbahn vorbei und ich versteck mich im verdammten weil der lokführer mich nicht sehen soll so dicht am gleis. denn wenn er es täte, müsste er laut fahrdienstvorschrift einen notruf absenden und damit den gesamten bahnverkehr auf diesem streckenabschnitt stoppen: “Betriebsgefahr! Personen im Gleis!” denn die wahrscheinlichkeit, dass ein selbstmörder ich bin, ist gross an dieser stelle.
nur ich weiss, dass dem nicht so ist, also versteck ich mich.
und finde bei dieser gelegenheit gleich noch feines fotomotiv: dunkelblaue herbstfrucht zwischen mais und gleis.

und als ich rüber bin über die schnellfahrstrecke 200 berlin-hamburg finde ich mich nach kurzem schönen niemandslandweg auf freiem feld mit blick auf die skyline von karstädt. mit seinen riesensilos aus sozialistischer zeit, fein renoviert und neu genutzt von einem cerialienmacher ist die schon recht beeindruckend für eine nordbrandenburgische kleinstadt.
unter der brücke der l13 durch wandere ich auf resten ehemals wichtiger bahnanlagen ein in den bahnhof karstädt, fotografiere noch einen blick zurück in grandiosem licht, einen nach gegenüber auf das ziegelwerk, vor dem auf seinem früheren gleisanschluss eine vergessene rangierlokomotive vor sich hin gammelt die mich jedesmal, wenn ich sie sehe, eigenartige wehmut empfinden lässt und bald darauf noch einen auf das traurig aussehende riesige und alleingelassene empfangsgebäude (was für eine schöne bezeichnung für ein haus, an dem man eine reise antritt).
dann wechle ich noch einmal die gleisseite, diesmal legal durch die unterführung zum bahnsteig richtung berlin und steige knapp 20minuten später ein in den kollegenzug, der mich bringt aus einer wunderschönen wanderung in die arme einer wunderschönen frau: nach hause.

fazit

viele viele prima fotos, knapp600an der zahl…macht keinen sinn, aber wenn das licht stimmt…

fazit 2

19 kilometer wollen geplant sein…müssen aber nicht: ich hab mich fast ein halbes jahr lang auf diesen weg vorbereitet. aber eigentlich nur, weil sommer war, und im sommer solche wege nicht begangen werden wollen und ich sowieso jeden tag da lang fahre und plane….

fazit 3

ein wunderbarer weg, eine wunderbare reise! dank falschem schuhwerk wars ein wenig blasig im nachhinein, aber fitnesstechnisch top: es hat wieder alles wehgetan, jeder muskel hat gezeigt, dass es ihn gibt, so, wie soll!

>>>>>>>>>> weiter am strang lang: von karstädt nach wittenberge >>>>>>>>>>

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