zweitwohnungsvoegel

eine meiner ersten

handlungen nach bezug der neuen behausung war die installation eines vogelversorgungscenters: also ich habe einen grossen blumentopfuntersetzer und eine vogelfütterungsstation erworben: einen durchsichtigen ca.25cm hohen plastikzylinder mit löchern alle 5cm rundherum und stangen vor diesen löchern, auf denen vogel landen und durch die löcher im zylinder das von mir eingefüllte futterzeugs rauspicken kann.
absoluter billigkram! nicht zu fassen, dass son zeug hergestellt wird: nur mit draht und viel klebestreifen kann ich seine beschriebene funktionalität herstellen.
nicht zu fassen, dass jemand so´n schrott kauft…aber mit meinen modifikationen erfüllt das ding jetzt schon fast ein jahr lang seinen zweck.
ich hab es auf dem untersetzer festgeschraubt und den auf meiner balkonbrüstung. mit einer einfachen gummidichtung war das schraubenloch wasserdicht und mein futterspender stand inmitten eines vogelbades, einer tränke. gefiel mir anfangs sehr gut, meine konstruktion, und erfüllte auch ihren zweck. hat zwar ne weile gedauert, aber dann waren die vögel da: grünfink, meise, spatz und türkentaube. amsel war die erste, kommt aber nur zum baden.
und eines morgens werde ich durch fürchterlichen radau geweckt: fünf ringeltauben “prügeln” sich auf meinem “balkon”
nich gut! denk ich, das wird den nachbarn nicht gefallen! ich kenn die zwar nicht wirklich, weiss aber ziemlich sicher, dass die meine tauben für fliegende ratten halten und ganz bestimmt nicht haben wollen auf unserem hof!
aber auf gar keinen fall will ich verzichten auf meine vogelschar! und habe bald eine idee: der futterspender muss irgendwie irgendwo so aufgehangen oder aufgehängt werden, dass er dem kleinen vogel standhält, dem schweren aber keine möglichkeit bietet, an ihn ranzukommen. und ich besorge mir von einem freund eine angelrute, dreimeter lang, mit ganz dünner spitze. da hänge ich dann den spender ran und der schwingt dann frei überm balkon…ja! so mach ich das!
ganz aufgeregt baue ich meine konstruktion zusammen und befestige die angel am treppengeländer: sie bildet also quasi (wunderschönes wort) eine verlängerung des geländers, ist fest an dem dran und an ihrer spitze hängt das plastikding direkt vor meiner balkontür und wackelt im wind und dreht sich und…ist eine schöne theorie! denn als ich es an die angel binde, bricht diese unter seinem gewicht einfach durch!
knack!
aber der freund hat mir nicht nur die angel sondern auch noch zwei bassige (also dicke) klaviersaiten mitgegeben. und das sind wohl kupferumwickelte eisendrähte, zumindest sehn sie so aus. ein umwickelter kern der im musikunstrument gespannt mit “hämmern” beschlagen klang erzeugt. und eine von diesen flexiblen drahtkonstruktionen wickel ich mit klebeband an den rest meiner angel.
wo die spitze brach, biegt sich jetzt der draht (die saite) quasi (….jawoll!) vom angelrest schön federnd mit dem futterspenderteil über meinen pseudobalkon. perfekt! ich bin absolut begeistert!
und frage mich, warum der freund mein “problem” besser verstanden hat als ich. und die saiten mir mitgegeben hat: “nee, nimm die mal mit, kannste bestimmt gebrauchen!” aber freunde zeichnen sich wohl dadurch aus, dass sie ihre freunde besser verstehen, als die freunde sich selbst…deshalb sind sie ja freunde. oder?
jedenfalls schwingt die konstruktion prima überm pseudobalkon und spatz und fink und meise kommen jeden tag zu mir und erfreuen nicht nur sich mit ihrer nahrungsaufnahme… und ihrem gerede.

und dann kam die möwe! watn riesentier! wohl ne mantelmöwe? die stellt sich auf meine balkonbrüstung und kommt ganz locker ran an meine so filigrandiose konstruktion. aber mit ihrem schnabel nicht rein in die futterlöcher. also schüttelt sie das ding und zerrrt und macht und….
erstaunlich, dass das plastikding nicht bricht, dass der angelrest nicht bricht, dass die klaviersaite nicht ausleiert! ich sitze fasziniert gebannt an meinem schreibtisch und beobachte diesen riesenvogel knapp zweimeter vor mir und halte mein vogelfutterprojekt für gescheitert: diesem schnabel widersteht es nicht lange! ganz sicher nicht!

aber wieder kommt es anders, als gedacht: die möwe zerrt und schüttelt und kippt dadurch den inhalt des futterdings auf den balkon und die brüstung und den hof….und verschwindet dann, die mag ja gar keine körner!
aber die ringeltauben finden ihr tun super und stürzen sich auf das verstreute. wunderbar!
ham´ die ´n deal miteinander? kommt mir echt so vor und fasziniert mich ungemein!

und die tauben kommen seit dem wieder jeden tag und nehmen, was unten liegt, auf pseudobalkons boden. und kacken richtig dicke haufen dahin und machen mir viel arbeit mit der beseitigung …aber erfreuen mich sehr!
und auch spatz und fink und meise erwecken den eindruck, dass sie den tauben was zuwerfen, körniges aus dem futterspender absichtlich auf den boden schmeissen! und möwe kommt alle zwei wochen mal vorbei und “randaliert” und amsel kommt jeden morgen zum baden.

und vielleicht halten meine nachbarn tauben ja gar nicht für fliegende ratten? vielleicht sind die alle vogelfreunde und ich ein vorurteiler? vielleicht rede ich einfach mal mit ihnen….vielleicht mach ich das

 

Ein Gedanke zu „zweitwohnungsvoegel

  1. Sehr schön geschrieben, danke daß du auch das ganze Jahr alle füttert. Und Amseln mögen Rosinen und lieber vom Boden. Viel Spaß mit deiner Vogelschar :-)

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