kranich

kranich01-02ein vom sturm gefällter hochstand, umgekippt, aber der eigentliche unterstand ist ganz geblieben und steht jetzt ohne seine füße aufrecht ebenerdig, ein tiefstand sozusagen. so entdeckt bei einem abendlichen spaziergeng und sofort beschlossen, zum nächsten sonnenaufgang dadrin auf fotomotive zu warten. und zu meiner allergrößten freude wurde ich dann dabei von meiner damals 8jährigen tochter begleitet. es war der 14.april 2011 und wir waren um5 im tiefstand und gerade erst dabei, uns einzurichten als neben uns direkt vor´m sonnenaufgang zwei kraniche landeten. und dann laut schreiend wie auf einer bühne vor der wir in der ersten reihe sitzen ihr kranichleben lebten. und die kamera war noch nichtmal ausgepackt; wir bauten ganz vorsichtig das stativ auf, entpackten den fotoapparat, schraubten ihn drauf und brauchten dafür ewig, um ja keine geräusche zu machen: ein wunderschönes vater-kind-ding!!!
keine zeit, sich aufs licht einzustellen, keine probeaufnahmen – direkt losfotografiert wurde von ca. 20 fotos dieses eine das erste brauchbare kranichfoto meines lebens, und wenn es auch nicht alle fotografischen ansprüche erfüllt gehört es doch zu meinen allerschönsten. allein schon der begleitung wegen.

IMG_4721drei jahre später war ich wiedermal in dieser gegend unterwegs. es gibt dort ein auf einer seite von einem moor und auf der andern von einem zaun begrenztes wiesenstück mit einem unbefestigten und selten benutzten weg in seiner mitte. auf diesem sah ich wohl hundert meter voraus einen ausgewachsenen kranich langsam schreiten, nicht weit entfernt einen zweiten. das freute mich, doch ich war mir sicher, dass die mich auf keinen fall auf objektivweite herankommen lassen werden, das machen die nie…erst eine ganze weile später bemerkte ich zwei kleine orange punkte, die ständig um die beine eines grossen vogels herumtanzten: ganz frisch geschlüpfte jungkraniche! normalerweise würde ich jetzt meine schritte in eine andere richtung lenken und die junge familie allein lassen, hier jedoch ging das nicht, zaun- und mooreswegen. die einzige möglichkeit wäre, den gekommenen weg wieder zurückzugehen. das hätte allerdings einen so weiten umweg bedeutet, dass ich nicht rechtzeitig am eigentlichen ziel hätte sein können.
also unterschritt ich folglich irgendwann die fluchtdistanz der vögel: die beiden grossen flogen ein kurzes stück, um sie wieder herzustellen, die beiden kleinen waren verschwunden.
ich glaube die frucht des angrenzenden feldes war mais, zu dieser zeit ca. 30cm hoch.
und da lagen sie drin, die kleinen. der eine ganz flach auf dem boden und völlig regungslos, der andere zwei meter entfernt streckte kurz hals und flügel, bevor auch er sich nicht mehr rührte. nur dadurch hab ich die beiden gefunden. mir war zwar klar, dass sie irgendwo in diesem feld liegen müssen, aber niemals hätte ich nach ihnen gesucht. jetzt hatte ich sie aber gefunden und konnte nicht anders, als diese beiden fotos zu machen…war das falsch? ich blieb soweit weg, wie ging und machte wirklich nur zwei!
in der nächstmöglichen deckung blieb ich solange versteckt, bis ich die familie wieder vereint glaubte (ich sah nur die altvögel, die kleinen waren einfach noch zu klein um sie aus dieser entfernung sehen zu können).

kranich02

heute sah ich mal wieder einen bericht über die heimat im tv: zwei nordseesegler wagten sich auf unbekanntes terrain um uns die mecklenburger ostseeküste zu erklären. ganz toll. so weiss ich jetzt, dass prerow früher “das Mallorca der DDR” genannt wurde. was für ein blödsinn! so´n schwachsinn kann nur von leuten kommen, die wirklich gar nix wissen von dem, was war, aber alles zu wissen glauben in ihrer gönnerhaften nachsichtigkeit! kotzen könnt´ich!!!
aber was mich wirklich aufgeregt hat war der teilbericht über die nachhaltige sanfte kranichforschung:
“man kann sie nur in der kurzen Zeit einfangen, in der die Kranicheltern ihnen den ersten Freiraum zur Erforschung ihres Lebensraums lassen, sie aber noch nicht fliegen können.” dann kann man ihnen auflauern und sich auf sie stürzen.
sie kriegen einen schwarzen sack über den kopf gestülpt: “das beruhigt sie!”
sie kriegen einen sender gross wie ein telefon mit langer antenne dran um den hals geschnallt: “der stört sie nicht!”
sie kriegen an jedes bein jeweils drei bunte plastikklumpen in verschieden farben gross wie tennisbälle (“die müssen so gross sein damit man sie auch wenn sie fliegen vom boden aus erkennen kann”) unverlierbar angeklemmt: “das behindert sie nicht!”

durch die farbkombinationen der sechs plastikklötze an den beinen wird jeder kranich einzigartig und kann von beobachtern durch ganz europa verfolgt werden. viele freizeitornithologen machen das, suchen sich “ihren” kranich und verfolgen ihn sein leben lang und senden ihre beobachtungen an die “Wissenschaftler”, die dafür sehr dankbar sind und dadurch viele unmanipulierte daten über das geheime leben der kraniche sammeln sortieren und verkaufen können: “nur so kann man die Tiere langfristig und nachhaltig schützen!” jawoll! nur so!

 

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