neuklosterblankenberg

da hab ich mal wieder

einen freien tag. es ist der 15te des monats juli im jahre 20 nach millenium. also sommer.
und son freier tag will genutzt werden und auf der suche nach dem “wie” entscheide ich mich dafür, ein lange ruhendes vorhaben (projekt!) mal wiederzubeleben: die abwanderung der wismar-karower-eisenbahn-reste. und fahre mit dem bus nach neukloster. 10:40uhr ab zob wismar. und dann folge ich schienenstrangs resten nach blankenberg und steige da in den zug zurück nach wismar.
so die theorie.
es ist jetzt 3:30uhr und ich trinke grade das fünfte bier des nachspätschichtigen feierabend(23:30)s…mal sehn, was draus wird!
der rucksack ist gepackt und ganzschön wenigleicht!, der wecker gestellt und die angeheiterte vorfreude garnichtklein!

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so, heute ist morgen und es ist 20:30uhr und ich bin zurück; allerdings nicht aus blankenberg! mal wieder kam alles anders, als gedacht – aber es kam! unzwar so:
weckerklingeln, aufstehn, morgenkram, losgehn…alles gut, wie geplant: 20minuten vor abfahrt bus am zob.
der busfahrer ist eine fahrerin, jung und recht hübsch. mit einem älteren kollegen steht sie vor ihrem gefährt im gespräch mit ihm und plastikbecherkaffe. als die zeit zum einstieg naht gibt der erfahrene der jüngeren noch einen rat mit auf den weg:”fahr vorsichtig! und nimm keine fremden mit!” ich erzähl meinen kollegen bei fahrzeugübergabe auch nimmer son quatsch, macht man eben so…
und als ich einsteige in ihren bus sag ich zu ihr: “hallo, ich bin marko” und: “jetzt bin ich doch kein fremder mehr, oder?” sie freut sich sehr und lächelt ehrlich und fährt mich für 4,20eus nach neukloster. und als beim aussteigen ich ihr noch “vielen dank fürs mitnehmen” zurufe, krieg ich noch son lächeln; der wandertag beginnt sehr schön.

der sommer in diesem jahr ist ein richtig schöner: er geizt mit hitze und lässt viel wasser in die lande. auch heute zeigt er sich in dieser prima form: bisschen über 20grad und viele wolkenfarben am firmament. grandioses wanderwetter!

den bahnhof neukloster fotografier ich nicht. der ist fein hergerichtet und bewohnt und es gibt viele fotos von ihm im netz. die reste der alten bahnahlen trasse von ihm weg richtung süden sind gut zu erkennen und haben einen weg an ihrem rand. und dem folge ich erstmal raus aus dem ort. anwohner haben ihre häuser schön gemacht und an manchen stellen die reste des schienenstrangs sich einverleibt.

ich finde es ein wenig erstaunlich, dass die betonnen schwellen alle noch in ihrem schotterbett vorhanden sind, wenn auch oft nicht in der ursprünglichen lage. nur der metallene teil des schienenwegs ist fast nicht mehr da.
und als ich endlich die letzten ausläufer der siedlung hinter mir habe nehme ich meinen weg direkt auf den alten schwellen und es ergibt sich ein ganz ganz feines wandern: der schwellenabstand gibt das tempo vor.
wer schon mal auf eisenbahnschwellen gelaufen ist weiss, dass sie eigentlich zu dicht nebeneinanderliegen, um sie als wanderweg zu nutzen, also schritt für schritt schwelle für schwelle: das schrittmass passt einfach nicht.
hab ich auch lange zeit gedacht, aber seit heute weiss ich, dass das nicht stimmt: man muss einfach nur langsamer gehn, kurzschrittiger! und dann passt alles ganz fein zusammen!

hier kommt aber auch noch dazu, dass die zeit die höhenunterschiede zwischen schwellen und untergrund ziemlich egalisiert hat: jede menge natur hat sich angesammelt dort und so macht es auch nichts, wenn man mal nicht die schwelle trifft mit seinem wanderschuh, vielleicht weil man von der grandiosität der wiedereinverleibung menschlichen gewesenem durch “mutter” so fasziniert ist, dass man viel zu viele fotos macht von irgendwie immer dem selben und doch ständig anderem? so wie ich jetzt hier? 350 sinds geworden! wie im rausch kann ich einfach nicht aufhören, den auslöser zu drücken.

aber es ist auch ein grandioses zusammenspiel vieler zufälligkeiten, dass diesen wandertag zu einem ganz besonderen macht. so gibt es hier mücken und gnitzen, die stechen und beissen und nerven. aber ich freue mich sehr darüber! denn langezeit gab es die nicht bei meinen exkursionen. die ewigen quälgeister waren nicht da. das machte die wanderungen zwar angenehmer, mir aber grosse sorgen…

und ausserdem schickt der sommer jetzt auch noch einen regen, der warm vom blätterdach auf die nackten hautpartien des wanderers fällt und die bisse und stiche kühlt, gleich wenn sie beissen und stechen.
viel buschwerk ist gewachsen über dem alten schienenweg und auch direkt in ihm. oft muss ich ausweichen und mich bücken, fast kriechen um voranzukommen. und bei jedem kontakt werd ich ein wenig nass und kriege kühlung; wunderschön!

was auch sehr schön ist am alten bahndamm: er hat keine steigungen und keine gefälle. völlig eben durchzieht er mecklenburger endmoräne und das erfreut den alten mann mit rucksack sehr.

manchmal ist die vegetation dann doch zu dicht, und ich komm da nicht mehr durch. macht aber nix, denn es gibt hier noch einen weg parallel zum alten strang, auf den ich problemarm ausweichen kann, wenn ich denn muss.
einmal treffe ich dabei, also beim ausweichen, beim brechen durchs buschwerk, auf eine mittelate frau mit ihrem hund, die den parallelweg gassi gehn.
“moin” sach ich.
beide knurren mich an! vom hund kann mans zahngefletscht hören. “Hasso! Lass!” ist das, was frauchen knurrt, auch zahngefletscht. eigentlich ein schöner hund, sone art schäferhund mit kurzen beinen, sieht er neben frauchen aus, wie sie: grantig! will ich nicht verstehen, nehm ich so hin und gehe weiter.
bis zum ehemaligen bahnübergang nakensdorf, wo ganz schön viel verkehr ist: 10 autos in den paar minuten, die ich in seiner nähe bin.
aber danach bin ich endlich endgültig allein, die zivilisation ist in nakensdorf abgebogen! und der parrallelweg zum bahndamm wird danach sehr viel schmaler, kleiner, unbedeutender…und auf dem alten damm wandernd krieg ich gar nicht mit, wie er irgendwann komplett verschwindet.

erst, als mal wieder gar kein durchkommen auf den alten schwellen möglich ist, weil bäume gefallen auf sie sind, begreife ich den ort, an dem ich grade bin: mitten in schönstem wald, weit weg von allem ausser mir!
hier in dichtem waldestdickicht hat die betonnenen schwellen moos befallen und macht sie grün. besser kann man naturkraft kaum dokumentieren…vielleicht wenn die schwellen nicht beton sondern asbest wären…? oder rigips? oder ytong? oder…
aber auch dann wäre das bild hier wohl kein anderes nach bald 25jähriger menschlicher nichtnutzung.

die wanderkarte

 

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