wolf

wolf | bilder | bücher

land und leute : der wolf

die ersten vier jahre meiner schulzeit genoss ich in einer baracke in bad kleinen mit integriertem hort (wer das versteht weiss vovon ich rede) eine wirklich schöne und spannende zeit, nicht zuletzt des täglichen halbstündigen weges dorthin und auch wieder zurück: wenn ich glück hatte konnte ich zweimal amtag auf einer brücke im dampf anfahrender schlepptenderlokomotiven verschwinden; herrlich!
und einmal kam ein bärtiger mann in diese baracke und erzählte mir und auch all den anderen dort lernenden kindern von der natur: vögel, insekten, schweine, rehe…die alle gleich hinter der schule wohnen sollten. und er zeigte uns auch bilder davon. und bücher, die er darüber geschrieben hat, in denen die bilder drin waren. ich war fasziniert und weiss bis heute nicht genau ob das schöne spinnenbilderbuch meines cousins oder dieser vortrag vom bärtigen mann der grund dafür ist, dass ich heute durch feuchte wiesen krabbelnd winzlinge fotografierend zum glücklichen menschen werde…okay, vielleicht gibt´s da auch völlig andere gründe für – aber fakt ist, dass ich diesen bärtigen mann nie mehr vergessen habe…
zumal er dann auch noch gesagt hat, dass sein vorname wolf ist! sowas hatte ich bis dato auch noch nicht gehört. und hätte meinen namen am liebsten sofort geändert. tiger war mein favorit; oder adler…
und dann erzählt er auch noch, dass er in wendisch rambow wohnt! genau wie simona aus meiner klasse! die mochte ich richtig gerne, glaub ich…
das einzige, was ich von diesem mecklenburgdorf jemals gesehen habe, war das richtungsschild an der damals f jetzt b 106; aber in meiner vorstellung war das ein ganz besonderes dorf, weil simona da wohnte! und jetzt auch noch der wolf!

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das leben floss, ich wurde grösser, gründete eine familie.
ich erlebte das verschwinden meines heimatlandes und fand das ziemlich blöd, jahrelang, bis ich mir dachte, dass genau das schicksal ist und das leben auch spannender machen kann! und begann dann irgendwann mit meiner familie “nach drüben”zu fahren, um auch mal die andere seite kennenzulernen…
und fand in einem wirklich schönem altbuchladen oder antiquariat in hameln ein buch aus dem kinderbuchverlag berlin mit dem titel “zwischen alpen und eismeer“, geschrieben von wolf spillner.
und alles war wieder da: vier jahre “grundschule” in bad kleinen, dampflokomotivendampf, simona…und der bärtige wolf.

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und 2014 kaufte ich dann noch an einem bücherstand in einem tierpark das buch “land unter dem wind” vom selbigen wolf und kam dann auf die idee google nach wolf spillner zu befragen und fand fast 3000 fotos und reiseberichte aus meinen traumlanden sibirien und mecklenburg und fand heraus, dass der autor eigentlich von drüben ist und der waffen wegen 1955 in meine nachbarschaft gezogen ist und im nächsten jahr 80 jahre alt wird und meine lieblingsinsel poel mit dem kanu umrundet, wie ich die griese gegend liebt und mit fast eineinhalb meter brennweite kraniche fotografiert….was ich ja auch gerne mal probieren würde

*und möchte hier mal danke sagen für dieses wolfsleben, und dafür, dass es jedermann möglich ist, daran teilzunehmen…

danke herr spillner

https://naturfotografen-forum.de/o118229-Wolf%20Spillner
aber vorsicht: man kann auf dieser seite ganz schnell bei anderen als dem gesuchten landen

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immer, wenn ich ein jahr älter werde, geburtstag habe, versuche ich mit meiner familie ein wenig zu verschwinden, wegzufahren. alle achsowichtigen elektrischen kommunikationsgeräte sind dann eine woche lang aus und wir nur für uns ganz allein bei freunden. schön ist das! sehr schön.
wenn dann der alltag die geräte wieder anschaltet danach ist das meist anstrengend, nervig und fordernd…und manchmal auch sehr traurig, so wie heute: ein mir durch den wolf bekannter schrieb mir, dass er gestorben ist, nicht mehr lebt, der wolf.
dass er krank war wusste ich schon…aber man hofft ja immer.

diese nachricht heute hat mich traurig gemacht, wie schon sehr lange keine mehr. obwohl ich ihn wohl nie getroffen habe, nie pesönlich ihm gegenüberstand glaube ich doch, einen freund verloren zu haben. wie gefreut er sich hat, als ich ihm geschrieben habe zum ersten mal, was für ein feiner schriftverkehr daraus entstand, welch schöne fotos er mir geschickt hat….

aber so ist das leben eben: während ich mit freunden in mein 52.jahr in dieser welt feierte verliess er die gleiche in seinem 86..
die trauer ist gross und still.

es ist wunderbar, dass es seine bücher gibt…und man ihn lesen kann!
Danke Wolf! schön, dass Du da warst!

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4 Gedanken zu „wolf

  1. Mein Beileid und ich hoffe es geht euch gut in dieser sehr anstrengenden Zeit.
    Hoffentlich hat der Wahnsinn bald ein Ende. Mit Freude an deinen Texten und deinen schönen Fotografien bin ich in Gedanken bei Euch, wo auch immer ihr in dieser Zeit entschwindet. Bin nun auch lieber im Wald. Liebe Grüße

  2. Das war eine große Überraschung, Markus. Damit hast Du mir eine große Freude gemacht. Wirklich, ich habe gut zwei Dutzend Jahre dort in einem winzigen Dorf gelebt, die erste Zeit noch mit Trinkwasser, das ich von einer großen Schwengelpumpe in zwei Kuhstallmilchkannen 200 m weit nach Hause trug. Pumpsklo draußen. Aber Emma und Emmerich, meine Graugänse , die das Huhn Anna in der Küche erbrütet hatte, flogen mir nach, wenn ich den Weg um den See zum nächsten Dorf fuhr. Dort, in der Kirche spielt zu einem Teil auch die Geschichte, für die es 1991 den Deutschen Jugendliteraturpreis gab. Und ja, gerade in der vorigen Woche bin ich wieder um Poel gepaddelt und habe mich an Mittelsägern, Schwänen und einem adulten Seeadler erfreut. Ich hoffe, dass es Dir in der wiedergefundenen Heimat gut ergeht und grüße Dich herzlich, Wolf

    1. das lass´ ich jetzt mal unkommentiert hier stehen und verweise auf das “*” im vorangegangenen bericht: danke!

      hier noch ein “link” zu erwähntem literaturpreis:
      djlp.jugendliteratur.org/datenbanksuche/kinderbuch-2/artikel-taube_klara-1687.html

      und der erste teil des buches als hörbuch:
      youtube.com/watch?v=vW05IqPsAW0

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