08-11-04

und dann ist mittwoch.

schneeschmelzegeile pötte aus titanunscharf, aber das einzige bild vom wasserfilter vorm eckhauskunststoff

der regen war lang und gemein kalt.
aber immernoch ist es windstill, freue ich mich, als ein rauschen von nordwesten schnell lauterwerdend näherkommt. okay, jetzt also auch noch sturm! befürchte ich und bin begeistert als ich merke, dass dieses geräusch, dieser “wind” von den flügeln einer grossen v-formation stummer gänse ausgelöst wird, die knapp über den wipfeln ihrem tagwerk nachfliegt.

wir erwachen immer so gegen 9uhr aus unserem lagerabend und brauchen dann noch +- 3 stunden, bis wir weiterwandern, haben also immer nur maximal 4stunden zeit, bis die dämmerung einsetzt und wir wieder ans nächste lager denken müssen…aber nicht zuletzt deshalb sind wir unterwegs: der lager wegen!. wir schleppen jeder ca. 30kilo gepäck durch die gegend um in ihr zu lagern, zu sein.
wenn man sagt, der weg ist das ziel, so ist das nur die halbe wahrheit: der weg ist wichtig und auch immer sehr schön, egal wie er ist, aber am wichtigsten ist es, am ende des wegs im land zu sein, durch das er führt. nur wenn man verweilt, verharrt, kann man wirklich in sich aufnehmen, spüren und dasein, ein teil des ganzen werden. nur da, wo das lagerfeuer brennt hat der geist zeit und raum genug, zu leben, zu atmen und sich zu entfalten, nur da entsteht die kraft, die mir das leben in diesem unlogischen fehlgerichteten system sinnvoll erscheinen lassen kann, nur da kann ich erfahren, wer ich eigentlich bin, welch winziger teil in diesem vergewaltigtem und misshandeltem und trotzdem immernoch grossartigem ganzen; nur da, wo ich ohne angst schlafe bin ich wirklich bereit, wach zu sein.

“tschüss schöner ort, hab´ dank für obdach” sind die worte, die franz nach jedem lager zu diesem spricht, die mich anfangs irritierten aber inzwischen einfach dazugehören, sosehr, dass ich sie auch sage, wenn ich allein unterwgs bin…
ich fotografiere noch ein paar pilze, die dem winter trotzen, oder nur seinetwegen jetzt hier sind? ich kenne sie nicht…und noch einen blick durch unseren lagerwald bevor wir wieder auf altbekanntem eisweg durch unbekannten wald unterwegs sind.

winterpilzeabschiedsblick

ein ebensolches altes schild wie das am montag, von dem wir erfuhren, auf dem “gaarzer damm” zu wandern erzählt uns heute, dass wir den “hasengraben” passieren, überschreiten. grund genug für die erste pause des tages. gleichzeitig mit der entdeckung des schildes setzt schneefall ein, matschiger schneefall, schwer und am boden seine farbe verlierend.

schnee am hasengraben01schnee am hasengraben02schnee am hasengraben03schnee am hasengraben04

als die pause vorbei ist ist das auch der schnee und ein wenig später kommen wir dann doch durch einen der orte vom schild an der gaarzer brücke. baalenhüschen. schöner name. eigentlich sehen wir vom ort nur das forsthaus, wohl etwas ausserhalb. da gabelt sich der weg. ein roter kleinbus steht am nördlichen abzweig, zwei leute davor, wohl von der feuerwehr. wir nehmen den anderen weg, nicht nur der leute wegen, die wie üblich glotzen und norddeutsch nichts sagen, aber mein “moin” wenigstens erwidern. “unser” weg ist einfach der schönere, zumal der andere auch bergauf führt – erst jetzt bemerke ich, dass wir bisher tatsächlich überhaupt keine steigungen zu steigen hatten, wirklich sehr eben, die lewitz. die richtung ist jetzt nicht so entscheidend, nach crivitz führen die wege von hier alle, irgendwie…also an den hügeln, die der nordweg ersteigt und am waldrand entlang. auf eisweg (brauch ich wohl nicht mehr erwähnen, oder?) und für kurze zeit gibt es dann tatsächlich etwas sonne! ganz kurz leuchtet das buchenlaub in seinem rot am wegesrand…in starkem kontrast zum dunkelwolkenhorizont.

ein wenig sonnedunkelwolkenhorizont

dann sind wir erstmal raus aus dem wald. ein ort erscheint hinter der nächsten biegung. ich schätze göhren oder settin, bin aber nur wenig überrascht, als am ortseingangsschild “tramm” steht. unser eisweg trifft die zufahrtsstrasse zum ort kurz vor diesem schild. gegenüber führt ein anderer weg weiter am ort vorbei, grob nördlich, den nehmen wir, so brauchen wir nicht durchs wohngebiet. der ist aber nur ein zufahrtsweg zu einem feld und verschwindet darin. macht aber nichts, is´ ja gefroren. also gehen wir einfach weiter, quer rüber.

quer rüber......über´n acker

aber es ist märklich kälter auf freiem feld und wir erhöhen ein klein wenig unser “tempo” um bald wieder im wald zu sein; sind wir dann auch, vereiste wege erwähne ich jetzt wirklich nicht mehr.

gleich sind wir wieder im waldletzte rast vor der nachteisscheissund ewig zieht sich´s glatt und hügelig

es beginnt zu dämmern, laut plan muss bald der settiner see zu unserer linken auftauchen, an dessen ufer wir unser lager beschliessen.
wir bauen es am waldrand vor einer uferweide. das seeufer ist eins von diesen zugeschilften, die einen nicht ans wasser lassen. und zugefroren ist der see auch noch. hier ist also kein wasser zu holen, das einzige restschneefeld in sichtweite ist eins in einer wildschweinsuhle. da gibt´s also auch kein wasser. ausserdem liegt gegenüber ein ort am ufer, wohl göhren, und so eine art schön gemachtes gutshaus kuckt von einer bucht genau zu uns. darum verzichten wir heute auf ein feuer und begnügen uns mit kochertee und restwasser und gehen früh “zu bett”.
franz holt noch eine überraschungsbastelei aus seinem zaubersack: ein zusammengerollter wellpappestreifen in einer alten konservenbüchse, mit teelichtwachs übergossen. den zündet er an und wir haben ein kleines feuer. das teil brennt wirklich lange! als ich nach dem gutenachttee in meinen schlafsack krieche brennt es immernoch. ich beschliesse, solange wachzubleiben, bis es erlischt – schaff ich aber nicht!

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